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Aussagen zur Atomkraft

FT 25.08.2005 Wildbret radioaktiv belastet
Strahlenschutz-Amt rät von Verzehr ab

SALZGTTER. 19 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sind Wildschweine in Süddeutschland noch immer stark radioaktiv belastet. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS/Salzgitter) rät daher vom Verzehr ab.
Eine Studie, bei der die Belastung. von Wildbret, Pflanzen und Böden des Bayerischen Waldes gemessen wurde, ergab bei Wildschweinen eine Belastung mit 6700 Becquerel Radiocäsium pro Kilogramm (Bq/kg). Bei Hirschen habe hingegen keine Probe den Grenzwert von 600 Bq/kg überschritten.
Ursache für die hohe Belastung der Schwarzkittel: Im Gegensatz zu Rehen oder Rothirschen verzehren sie eine spezielle Pilzart, die so genannten Hirschtrüffeln, die mit 24 700 Bq/kg (Durchschnittswert) belastet sind. Diese trügen zu mehr als 80 Prozent der radioaktiven Belastung bei.

FT 01.08.2005 Milliarden für Atombranche in USA
Washington.
Der US-Kongress hat ein neues Energiegesetz verabschiedet, das großen Unternehmen in den nächsten zehn Jahren Steuererleichterungen und Subventionen in Höhe von 14,5 Milliarden Dollar (zwölf Milliarden Euro) garantiert. ... Zu den großen Nutznießern des Gesetzes gehört vor allem die Atomindustrie, weil mit einer Kombination aus Steuerkürzung und zusätzlichen Anreizen der Bau von Atomkraftwerken gefördert werden soll. Kritiker sprachen dagegen von verschwenderischen Geldgeschenken für eine Industrie, die ohnehin schon Rekordgewinne mache. ...

FT 02.06.2005 MALMÖ. Schwedens umstrittenstes Atomkraftwerk Barsebäck bei Malmö hat endgültig die Stromerzeugung eingestellt. Wie der zum deutschen E.ON-Konzern gehörende Betreiber Sydkraft am Mittwoch bestätigte, wurde auch der zweite der beiden 30 Jahre alten Reaktoren entsprechend einem Regierungsbeschluss um Mitternacht heruntergefahren. Der Reaktor hatte 3,7 Prozent der in Schweden produzierten Elektrizität erzeugt. Die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Persson will Ersatz vor allem durch verstärkten Einsatz erneuerbarer Energie beschaffen. Sie hatte ,die Schließung des Werkes als ersten Schritt zu dem 1980 per Volksabstimmung beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft verfügt. Der erste Reaktor in Barsebäck war 1999 vom Netz gegangen. Für das Ende der verbleibenden zehn schwedischen Reaktoren gibt es keinen Zeitplan.

FT 23.05.2005 Wirtschaft reagiert positiv auf Neuwahl-Ankündigung
Hamburg
(dpa) - Wirtschaftsverbände, Forschungsinstitute und Unternehmen haben die Pläne für vorgezogene Bundestagswahlen nahezu einhellig als richtigen und konsequenten Schritt bezeichnet. Auch die Börse reagierte überwiegend positiv. Die Energiekonzerne gehörten zu den größten Gewinnern, weil von einer unionsgeführten Bundesregierung möglicherweise der Atomausstieg aufgekündigt werden könnte.

FT 21.05.2005 ATOMKRAFT ist ein Auslaufmodell
Zum Kommentar "Ein Zeitgewinn" (FT vom 12. Mai) und zum Artikel "Studie: Energie verschleudert" (FT vom 13. Mai):
Während die Industrie mit viel Geld und dem Wohlwollen etlicher Politiker eine Wiederbelebung der Atomkraft versucht, ist ein Kommentar wie der von Siegfried Hännl "Ein Zeitgewinn" sehr wohltuend. Bringt er doch das Thema auf den Boden der Tatsachen zurück: "In Deutschland wird es nicht finster, weil Obrigheim vom Netz geht" und "dass bei der Industrie wenig Bereitschaft besteht, in neue Kernkraftwerke zu investieren".
Vor 10 Jahren haben interessierte Kreise das Wort von der "Atomrenaissance" in Umlauf gebracht, aber die tatsächlichen Bilanzen belegen, dass es mit der Atomkraft weiter abwärts geht. Die Internationale Atomenergieorganisation meldet, dass die Zahl der noch in Bau befindlichen Atomkraftwerke weltweit von 70 (im Jahre 1995) auf jetzt 25 abgestürzt ist. Neue Atomkraftwerke würden teureren Strom liefern als die meisten anderen Energiequellen, bemängelt das Branchenblatt Atomwirtschaft. Und die Restbestände an Uranerz sind viel kleiner als z. B. beim Öl oder Gas (Bayer. Wirtschaftsministerium: Reichweite des Urans nur bis 2035).
Atomkraft ist weltweit ein Auslaufmodell. Politik und Wirtschaft sollten sich lieber den dringenden Themen zuwenden. Die Energieverschwendung ist in Deutschland auf allen Gebieten (Strom, Heizung, Verkehr) viel größer als die 12 Prozent, die das Uran zu unserer Energieversorgung beiträgt .
Dass die öffentlichen. Gebäude alles andere als vorbildlich sind, zeigt eine Meldung des FT vom 13.5., wonach in vielen Schulen die Heizungssteuerung gar nicht funktioniert. Und wenn man beobachtet, wie viele Hausbesitzer Fassaden renovieren ohne eine ordentliche Wärmedämmung anzubringen, dann fragt man sich, ob sie von den hohen Ölpreisen wirklich noch nichts gehört haben.
Die Technik, um Energie in hohem Maße (30 - 50%) einzusparen, ist auf vielen Anwendungsgebieten wirtschaftlich und könnte längst - wenn die Politiker sich nicht immer um die falschen Themen streiten würden - unseren Energieverbrauch ohne Komfortverlust drastisch reduziert haben. Diese Energieeffizienz und die Erneuerbaren Energien Sonne, Wind und Biomasse (deren Entwicklung in Deutschland recht erfreulich ist) werden die entscheidenden Säulen der Energieversorgung zur Jahrhundertmitte sein, wenn es mit Uran, Öl und Gas vorbei ist.
Die Atomkraftwerke (nicht nur in Deutschland) sollten vor der nächsten Reaktorkatastrophe stillgelegt werden, also am besten morgen. Die meisten Atomkraftwerke stehen in Europa.
Dr. Ludwig Trautmann-Popp
Obere Sandstraße 7
96049 Bamberg

FT 06.04.2005 Jodtabletten für Atomkraftwerk-Nachbarn
KIEL
- Nachbarn von Atomkraftwerken sollen künftig gratis Jodtabletten erhalten. Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben sich darauf verständigt, an Haushalte im Umkreis von zehn Kilomatern eines Atomkraftwerks Kaliumiodidtabletten zu verteilen. Die Tabletten sollen verhindern, dass die Schilddrüse radioaktives Jod aufnimmt, das bei einem atomaren Unfall freigesetzt würde. Zehn Kilometer um die AKW Brunsbüttel, Brokdorf und Krümmel leben rund 128 500 Menschen.

NP 10.06.2004 Auch Unions-Fraktionsvize Merz für neue Atomkraftwerke
Berlin
(dpa) - Nach mehreren unionsregierten Bundesländern hat auch der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz verlangt, den Atomausstieg rückgängig zu machen und gegebenenfalls neue Kernkraftwerke zu bauen. «Der Ausstieg war falsch», sagte er der Tageszeitung «Die Welt».
Merz warf der rot-grünen Koalition vor, in der Energiepolitik alles falsch zu machen, was falsch gemacht werden könne. «Die tun so, als ob sie völlig allein wären auf der Welt.» Ein hoch industrialisiertes Land wie die Bundesrepublik müsse seine Unabhängigkeit von Stromimporten aus ausländischen Kernkraftwerken, die weit unterhalb der deutschen Sicherheitsstandards Strom produzierten, erhalten. Diese Standards würden sowohl von westlichen wie östlichen Nachbarn nicht eingehalten. «Nur Deutschland tut so, als ob es nichts damit zu tun hätte», kritisierte Merz.
Zum Bau neuer Kraftwerke sagte der Unions-Fraktionsvize, in zehn Jahren werde es einen massiven Bedarf geben. «Die Fragen müssen heute beantwortet werden und nicht erst in zehn Jahren.» Ohne Atomenergie werde Deutschland «die nächsten 30 bis 40 Jahre nicht auskommen», sagte der CDU-Politiker.

FT Bayern  08.06.2004 Garchinger Forschungsreaktor geht in Betrieb 
Jahrelanger Streit um das 435 Millionen Euro teure Projekt ist damit aber keineswegs beigelegt
GARCHING. Nach jahrelangem Streit wird der Forschungsreaktor FRM-II in Garching bei München am morgigen Mittwoch offiziell in Betrieb genommen. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) wird bei dem bedeutungsvollen Akt die Festrede halten. Der neue Reaktor ist Nachfolger des FRM-I. Dieses so genannte Atom-Ei war im Juli 2000 nach gut 40 Betriebsjahren stillgelegt worden. Reaktor-Gegner haben zu einer Protestveranstaltung aufgerufen. Sie sehen ein zu hohes Sicherheitsrisiko und kritisieren die hohen Kosten für das insgesamt 435 Millionen Euro teure Projekt. Der neue Reaktor soll der Forschung als Hochleistungsquelle für Neutronen dienen. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Start der wissenschaftlichen Arbeit. Im Herbst soll die volle Leistung von 20 Megawatt erreicht sein und der Normalbetrieb beginnen.
Die bayerische Staatsregierung sieht in dem Projekt einen Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Deutschland und einen „Leuchtturm der Innovation“. „Mit dem FRM-II spielen wir in der Champions League und werden damit maßgeblich an der internationalen Spitzenforschung teilhaben“, sagt Stoiber. Die Kritiker bezweifeln die von offizieller Seite immer wieder betonte hohe Sicherheit des Reaktors und befürchten bei Störfällen eine Freisetzung von Radioaktivität. Auch die Sicherheit gegen Terroranschläge sei nicht ausreichend geprüft worden.
Neutronen sind in erster Linie für die Materialforschung und die Entwicklung neuer Werkstoffe wichtig. Mit der so genannten Neutronenspektografie lassen sich zum Beispiel auch die inneren Spannungen einer Schweißnaht sichtbar machen. In der Umweltforschung erlauben Neutronen eine rasche und präzisere Untersuchung von Boden-, Klärschlamm- und anderen Proben auf Schadstoffe. Auch von Medizinern werden die Forschungsreaktoren genutzt: So können bestimmte oberflächennahe Tumore wie Kehlkopf- oder Hautkrebs mit Neutronen- Bestrahlung behandelt werden.
International ist der FRM-II umstritten, weil atomwaffentaugliches, hochangereichertes Uran als Brennstoff verwendet wird. Vor allem Kritiker in den USA sehen die Bemühungen torpediert, die Verbreitung des Bombenstoffes weltweit einzudämmen.
Nach den Auflagen des Bundesumweltministeriums muss der FRM-II bis 2010 auf weniger angereichertes, nicht atomwaffentaugliches Uran umgerüstet werden. Ob das möglich sei, stehe aber nicht fest, so der Präsident der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann.

Der Garchinger Forschungsreaktor FRM-II wird nach Ansicht von dessen wissenschaftlichem Direktor, des Physikers Prof. Winfried Petry, zu einem Magnet für wissenschaftliche Eliten werden. „Die kleine Universitätsstadt Garching ist weltweit ein Begriff für Exzellenz und Eliten in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Mit dem FRM-II schaffen wir einen Garant, dass dies auch die nächsten 40 Jahre so bleibt. Der FRM-II wird Spitzenkräfte motivieren, wieder nach Deutschland zurückzukommen oder besser, sie gar nicht erst wegziehen lassen. Und dem setzen unsere Gegner entgegen, wir sollen im Ausland forschen. Sehr traurig“!

Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) hält den neuen Reaktor FRM-II nicht für sicher und befürchtet bei unbeherrschbaren Störfallen gravierende Folgen. BN-Experte Dr. Ludwig Trautmann-Popp aus Bamberg konstatiert, der Reaktor sei bei einem Flugzeugabsturz nicht ausreichend gesichert. Genehmigungsgrundlage sei der Phantomjäger gewesen, Militärflugzeuge seien heute aber größer und schneller. Ihre Durchschlagskraft werde das Reaktorgebäude nicht aushalten. Terroristen könnten diesen Reaktor aber nicht nur durch einen Flugzeugabsturz bedrohen. Sie könnten sich unter Studenten und Professoren mischen und den Terrorangriff „von innen durchführen, was womöglich noch wesentlich effektiver wäre“.

Die Vorsitzende der Initiative „Bürger gegen Atomreaktor Garching“, Gina Gillig, kritisiert: „Die Prüfungen zur angeblichen Sicherheit gegen Flugzeugabstürze wurden schön gerechnet“.

Atomkraft findet bayerische Anhänger
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sich angesichts der steigenden Energiepreise und möglicher Engpässe in der Energieversorgung für die Förderung von Kernenergie ausgesprochen.
Unerwartete Zustimmung erhielt er dafür vom Vorstandsvorsitzenden von Repower, Fritz Vahrenholt.
Dieser hält es angesichts der anhaltend hohen Rohölpreise sinnvoll, über einen langsameren Ausstieg aus der Atomenergie nachzudenken. Zum Bayrischen Rundfunk sagte Vahrenholt: "Wir müssen alles tun, was uns unabhängig macht von den Scheichs und von dieser brisanten Situation, die unsere ökonomische Lage bedroht."
Da die erneuerbaren Energien jedoch erst in fünf bis zehn Jahren wettbewerbsfähig seien, könne man sich durch einen späteren Ausstieg aus der Kernenergie "Luft verschaffen". Allerdings glaube niemand im Ernst, dass neue Atomkraftwerke durchsetzbar seien.
"Neubau von Atomkraftwerken steht nicht auf der Tagesordnung"
Stoiber hatte den von SPD und Grünen beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie kritisiert und gefordert, die Option Kernenergie müsse aufrecht erhalten werden. Zudem werde die Möglichkeit des Ersatzes bestehender Kernkraftanlagen und bei Bedarf auch der Bau neuer Anlagen verlangt, berichtete die Zeitung "Die Welt" am Donnerstag unter Berufung auf ein Strategiepapier der bayerischen Staatsregierung. Allerdings gebe es derzeit dazu keine Notwendigkeit. Ein kompletter Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie bedeute dagegen einen "Rückzug aus der Technologieführerschaft und damit Rückschritt auch für die internationale Weiterentwicklung der kerntechnischen Sicherheit", zitiert das Blatt aus dem Papier. Stoiber hatte bereits in den vergangenen Jahren den Atom-Ausstieg wiederholt kritisiert und dies auch mit der Gefahr steigender Strompreise begründet.
CSU-Generalsekretär Markus Söder teilte indes mit, dass der Neubau von Atomkraftwerken für die CSU derzeit "nicht auf der Tagesordnung stehe". Nach dem Beschluss von Regierung und Industrie soll das letzte Atomkraftwerk etwa 2020 vom Netz gehen.

 

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