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in Ebern und Umgebung

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Naturschutz Ebern

Familie Adebar fühlt sich im Itzgrund pudelwohl

In Kaltenbrunn sind fünf junge Vögel flügge geworden – das ist selten in hiesigen Gefilden.

FT 10.08.2010
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
Berthold Köhler

Itzgrund - Frank Reißenweber, Diplom-Biologe am Coburger Landratsamt, findet nur ein Wort für den diesjährigen Bruterfolg der Kaltenbrunner Storchenfamilie: „bombastisch“.
Störche Kaltenbrunn

Der Horst auf dem Dach der Brauerei Schleicher war nach einem Großfeuer runderneuert worden; und nun hat das Kaltenbrunner Storchenpaar fünf Jungstörche aufgezogen – so etwas gibt es höchst selten.
Das sind Ergebnisse „wie in Ungarn oder Ostpolen“ (Reißenweber), wo Störche noch auf aus ihrer Sicht paradiesische Zustände treffen. Die Neugestaltung des Horstes durch die Familie Schleicher und die Brandversicherung hat also voll eingeschlagen.

Die Reise verkürzt sich

Die Situation im Itzgrund steht symbolhaft für die weltweite Entwicklung. Den Störchen geht es immer besser. Das liegt zum Beispiel daran, dass in den Winter-Quartieren der Tiere – die manchmal bis in den Senegal fliegen – in den vergangenen Jahren offensichtlich deutlich weniger groß angelegte Gift-Angriffe gegen Heuschrecken-Plagen gestartet wurden.

Es gibt außerdem immer mehr wetterfeste Störche (oder ist es die Folge des Klimawandels?), denen es ausreicht, in Andalusien (Spanien) zu überwintern. Der Kaltenbrunner Storch könnte so einer sein, weil er manchmal schon im Februar sein Sommerquartier im Itzgrund aufschlägt. Da wäre es kein Wunder, wenn er dies nach einer eher „kurzen“ Anreise tun würde.

Die Landwirte helfen

Und Punkt drei: Im Coburger Land kommen die Landwirte und der Landschaftspflegeverband den Vögeln immer mehr entgegen und mähen die Wiesen nicht mehr gleichzeitig. Wird die Mahd auf die Zeit zwischen Mai und Juli entzerrt, finden die Störche immer irgendwo eine frisch gemähte Wiese vor. Und dort herrschen dann ideale Bedingungen, um auf Jagd nach Fröschen, Eidechsen oder größere Insekten zu gehen.

Bayernweit wurden heuer das erste Mal seit Jahrzehnten wieder mehr als 200 Storchen-Brutpaare registriert. Und glaubt man Frank Reißenweber, ist die Entwicklung nicht zu Ende: „2010 war ein durchschlagender Erfolg,“ sagt er. „Die Chancen stehen gut, dass im nächsten Jahr noch mehr Störche hier brüten werden.“

 

Bericht aus dem Fränkischen Tag vom 27.07.2010

FT 2010 07 27 Storch auf dem Rathaus beim Altstadtfest

 

FT 26.07.2008 Störche bei Rentweinsdorf
Meister Adebar fliegt gleich im Dutzend ein
Stoerche_Rentweinsdorf

Foto: Beate Dahinten

Rentweinsdorf Wer am Donnerstag zwischen Treinfeld und Lind unterwegs war, staunte nicht schlecht: Mehr als ein Dutzend Störche durchkämmte – zum wiederholten Male – die Wiesen an der Baunach auf der Suche nach Fressbarem. Was Meister Adebar und sein Gefolge in so großer Zahl hierher geführt hat, war beim inoffiziellen Fototermin nicht zu erfahren. Ãœberhaupt verhielten sich die eleganten Tiere der Fotografin gegenüber sehr distanziert und gingen immer wieder auf Abstand. .... Die ökologischen Bemühungen scheinen zu fruchten.

FT 11.08.2007 Gereuth - Störche steuern Schlosspark an
StorchGereuth
In Gereuth recken die Leute gegenwärtig am Abend die Köpfe. Eine Lärche bekommt regelmäßig Besuch. Etliche “Adebars” haben sich den Baum als Schlafplatz auserkoren.
Gereuth - Pünktlich zum Feierabend um 18 Uhr herum fliegen seit mehr als einer Woche bis zu fünf Störche in den Schlosspark ein und übernachten ohne Nest auf einer in die Jahre gekommenen Lärche. Nicht alle Gäste des Biergartens, von dem man die Tiere aus sieht, sind in ihrem biologischen Fachwissen sattelfest, und so wurden je nach Promillegehalt auch einmal Geier oder Reiher ausgemacht.
Nachweislich liegt kein Zuckerwürfel auf den Fensterbänken des Schlosses, der laut dem Volksmund den Storch mit dem Nachwuchs ins Haus junger Hochzeiter lockt.
Warum also kommen die Störche zum Schloss geflogen? Ist die Lärche ein “Buswartehäuschen” auf dem Flug der Vögel nach Süden? Wird ein neues Domizil für das nächste Jahr gesucht? Was machen die Störche eigentlich tagsüber?
Viele Fragen bleiben offen. Vielleicht ergibt sich ja eine Antwort im nächsten Jahr. schm

Bayerns Störche
Der Gesamtbestand des Weißstorches in Bayern liegt 2005 bei 133 Paaren, von denen 85 Paare erfolgreich Junge aufzogen. Der Bruterfolg liegt mit 1,83 etwas unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Insgesamt flogen 243 Jungstörche aus.
Ein Schlechtwetter-Einbruch in Süd-Ost-Europa während der Zugzeit, sowie ungünstige Bedingungen im Winterquartier in Ostafrika führten dazu, dass in Ostbayern, insbesondere in der Oberpfalz, viele Horste nicht besetzt wurden.
Dagegen setzte sich auch 2005 die schon in den letzten Jahren zu beobachtende, verstärkte Wiederansiedlung in Westbayern, v.a. in Schwaben und Mittelfranken mit insgesamt 11 neuen Horstpaaren fort.
Das ergab eine Bestandserhebung des LBV. Das Gesamtergebnis lässt aber hoffen, dass sich der Trend eines stabilen Bestandes in Bayern fortsetzt.
Auszug aus LBV-Projekt-Report 2005

 

Neue Presse 06.08.2005
Seinen Namen hat der Storchenturm höchstwahrscheinlich von den Störchen, die im darunterliegenden sumpfigen Schwanhauser Graben reichlich Nahrung fanden.
VON KREISHEIMATPFLEGER GÃœNTER LIPP

EBERN - In Ebern nisteten vor vielen Jahrzehnten mehrere Storchenpaare. Dann aber kamen der Fortschritt und die Telefondrähte, die frei von Haus zu Haus gespannt wurden.
Das veranlasste die Heimatdichterin Eva Wärther zu einem längeren Gedicht, in dem sie die Überlegungen eines Storches wiedergibt. Ihr Schlussvers lautet so:

„Und wie er prüft und überdenkt,
Ob wagen oder fliehen?
Die Vorsicht zu dem Schlusse drängt,
Vom Städtchen abzuziehen.
Jetzt habt ihr euer Telefon!
Im Fluge er noch grollet,
Bestellt nun Tochter oder Sohn,
Per Draht, bei wem ihr wollet!“

Der Storchenturm ist eigentlich der unauffälligste der Eberner Stadttürme; so unauffällig, dass lange Zeit nirgendwo seine Höhe angegeben war. Dann hat das Stadtbauamt nachgemessen und jetzt wissen wir, dass er ziemlich genau 20,50 Meter hat. Der Storchenturm steht, wie der Eberner Chronist Johann Georg Greb schreibt, „im westnördlichen Stadtmauer Ecke im Hofe bey Hs. Nro. 73 des Büttner Johann Kestler“. Dessen „Hofrieth“ lag zwischen der Rosengasse und der Langgasse, der heutigen Ritter-von-Schmitt-Straße. Sie trägt heute die Flurnummer 119 und gehört dem Zahnarzt Dr. Ziegler. Der Turm selbst aber hat wie die ganze Stadtmauer die Flurnummer 132.
Er genießt wie die anderen Türme Denkmalschutz und ist Eigentum der Stadt.
Aus groben Steinen hat man ihn an der Nordwestecke des Berings errichtet. Sein ursprünglicher Eingang liegt heute – hinter wildem Wein versteckt – in etwa fünf bis sechs Meter Höhe an der Ostseite. Man erreichte ihn hier über die Stadtmauer, die ursprünglich selbst diese Höhe hatte. Interessant sind immer die Spuren an einem Bauwerk. Der Storchenturm beispielsweise zeigt an der Süd- und Ostseite eine deutliche Kerbe. Sie ist der Abdruck einer früheren Scheune. In etwa zwölf Metern Höhe erkennt man auch noch eine größere Störung im Mauerwerk. Offenbar ein weiterer Einstieg. Ich kann aber bisher nicht erklären, wozu er diente und wie er mit der Stadtmauer verbunden war. Im Obergeschoss hat der Turm nach jeder Richtung hohe Schlitzscharten, aber keine Fenster. Seine Seitenflächen sind im Gegensatz zu den Südtürmen völlig ungegliedert. Man hat das Gefühl, dass der Storchenturm eigentlich höher werden sollte. Oder anders gesagt: Die Schieferhaube, die er im Barock erhielt und die in den fünfziger Jahren erneuert wurde, passt ihm nicht recht. Sie ist für ihn zu zierlich. Vor vielen Jahren hat man den Turm zu ebener Erde aufgebrochen und eine niedrige Türe eingefügt. Seither kann sein Erdgeschoss als Abstellraum genutzt werden. Wer innen hochschaut, erblickt in etwa vier Meter Höhe ein einfaches Tonnengewölbe, an dessen Scheitel eine Luke von 40 x 40 Zentimeter ist. Damit konnte er als Verließ dienen. Zudem schreibt Greb, dass 1628 einmal „auf Amtsmanns Befehl beyde Gefängnisse . . . ausgeräumt und gesäubert“ wurden. Es könnte also sein, dass Ebern im Gegensatz zur bisherigen Meinung neben dem Diebsturm noch ein weiteres Gefängnis im Storchenturm hatte! Das waren absolut ausbruchssichere Zellen. Gunther Ziegler erinnert sich noch gern daran, wie sie als Buben zu besagter Luke hochgeklettert sind und die Leiter nachzogen. Aber dabei bliebs nicht. Nach und nach haben sich diese Lausbuben mit der gleichen Technik durch die Geschoße immer höher gewagt, bis sie schließlich ganz oben bei den Schleiereulen waren; voller Dreck, aber vor Schweden, Indianern, Lehrern und Polizisten ungreifbar geschützt und mit einem herrlichen Ausblick versehen. Dr . Ziegler hat zwischen Turm und Haus einen heimeligen Garten angelegt. Er hat mir einmal erzählt, dass dieser bei der Ãœberschwemmung von 1969 wadenhoch unter Wasser stand. Plötzlich habe es einen großen „Schlurch“ getan und schlagartig waren das Wasser und mehrere Kubikmeter Garten verschwunden. Sie hatten sich in den darunterliegenden Felsenkeller abgesetzt, der bis zur Stadtmauer reicht. Später wurde der Garten wieder aufgefüllt und neu angelegt. Unter ihm liegen aber sicher noch weitere Hohlräume.
Im Jahr 1935, so schrieb Karl Hoch, wurde in Ebern ein Storch vom Haus des Kaufmanns Grohe von „Bubenhand“ abgeschossen. Daraufhin mieden die Störche Ebern für einige Jahre. 1940 ließ sich nochmals ein Paar in einem flachen Weidenkorb auf dem Hausdach von Altbürgermeister Schmitt nieder. Nachdem es 1947 mit einem anderen Storch bitter kämpfen musste, kam es in der Folge nur noch besuchsweise nach Ebern. Am längsten hielten sich die Störche auf dem Haus Steppert am Marktplatz , das zwei Kamine hatte. Ab 1952 blieb aber auch dieses Paar weg. In Bayern hat sich der Storchenbestand durch das Artenschutzprogramm in den letzten zwanzig Jahren gut erholt. Etwa 120 Paare und 250 Jungstörche hat man 2004 gezählt. Der Umkreis von Bamberg gilt noch immer als einer der storchenreichsten.

Anfang dieser Woche hat Erich Wolfert auf dem Eberner Rathausdach wieder einen Storch ausgemacht. Werden jetzt die jungen Eberner doch wieder naturnah frei Haus geliefert? Eva Wärther würde es freuen. 

FT 13.März 2004 Störche müssen klappern .....
von Ludwig Leisentritt
Kreis HASSBERGE - Einst gab Adebar jedes Jahr ein Gastspiel im Maintal. Heute kommen nur noch Vagabunden. “Am Gertrudfest besucht der Storch sein altes Nest.” Nach diesem alten Sprichwort hatten sich früher Mitte März in den Gemeinden des Maintals die Störche eingefunden.
Doch die meiden schon seit einigen Jahrzehnten dieses Gebiet. Hin und wieder machen Störche mal Rast auf einem Dach, lassen sich fotografieren, ziehen aber bald wieder wieter.
Nach dem letzten Krieg waren die langbeinigen Vögel in vielen Orten des Landkreises präsent, selbst in Ebern und Burgpreppach. Die Aufzeichnungen über Meister Adebar reichen bis ins 19. Jahrhundert.
1877 hatten acht unterfränkische Schullehrer, darunter drei aus dem damaligen königlichen Bezirksamt Haßfurt, ihre jahrelangen Beobachtungen niedergeschrieben und so der Nachwelt einige Besonderheiten der Störche hinterlassen.
36 Störche zu Besuch
So berichtete der Zeiler Schullehrer und Stadtschreiber Mend, dass das Storchennest auf dem Zeiler Rathaus mit drei Metern Durchmesser und zwei Meter Höhe einen außergewöhnlichen Umfang besessen habe. An einem Juli-Tag des gleichen Jahres trafen sich auf dem Rathausdach einmal 36 Störche, um dem Storchenpaar einen Besuch abzustatten.
Aus Obertheres berichtete Lehrer Haag, um 1865 habe der Baron von Dietfurt sein großes Schloss verkauft und sich daneben ein kleineres Domizil bauen lassen. Liebend gerne wollte er, dass die Störche mit ihm umziehen. So ließ der Schlossherr das alte Nest abtragen und das Reisig auf dem First seines neuen Schlosses für den Storch zurechtlegen. Doch die Störche verübelten ihm den Eingriff in ihr altes Hausrecht sowie die grobe Mietkündigung und verschmähten mehrere Jahre den Ort. Erst 1873 kam wieder ein Paar und besserte das Nest aus. Im zweiten und dritten Jahr brüteten die Störche wieder zwei Junge aus.
Nach den Aufzeichnungen des Knetzgauer Lehrers Baumeister siedelten sich um 1835 in der Schelchgemeinde Störche an, die auf einem zweistöckigen Bauernhaus horsteten. Mit Ausnahme von zwei Jahrgängen brachten sie in den laufenden Jahrzehnten stets drei bis vier Junge zur Welt.
Nur dem Nest treu
Störche sind übrigens, anders als zum Beispiel Schwäne nicht monogam: Zwar kümmert sich der Storch rührend um seine Partnerin und um den Nachwuchs. Auch pflegt der männliche Storch jedes Jahr zu seinem Nest zurückzukehren. Seiner Natur gemäß lässt er jedoch das Weibchen, welches sich als erstes für ihn interessiert, in den Horst. Man spricht von einer saisonalen Einehe. Adebar ist zwar nesttreu - aber nicht partnertreu.
Das Storchennest auf dem Zeiler Rathaus war 1884 bei einem Sturm heruntergefallen. Kurz vor dem Kriegsausbruch 1914 hatten sich einmal durchziehende Weißstörche auf den Schloten des Finanzamtes, des Forstamtes und des Cafes Lutz in der Oberen Torstraße niedergelassen, wie der Apotheker Hugo Spaeth erzähltte. Um 1900 gab es in Unterfranken etwa 55 Brutpaare, davon alleine 33 in der Region Main-Rhön.
Der europaweite Rückgang der Art zeichnete sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg ab und  führte in den 30er Jahren zu einem ersten Bestandstief. 1927 klagte die Heimatzeitung, dass die Störche weniger werden. Damals nahm man an, dass von den Bewohnern in Ägypten, dem Winterquartier der Störche, ein wütender Kampf gegen die Feldheuschrecken geführt wurde. Zu dem Zweck streuten die Ägypter Arsenik auf die Felder, wovon die Heuschrecken eingingen. Die Folge war, dass auch die Störche, die von den Heuschrecken leben, vergiftet wurden.
Auf dem Hochsitz
In den fränkischen Dörfern und Städtchen konnte man in diesen Jahren die munteren Gesellen noch beobachten. Bis zum Kriegsende 1945 erhöhte sich der Bestand nur etwas und blieb konstant bis in die 50er Jahre; 1959 sank er in Unterfranken auf vier bis fünf Paare.
Erstmals seit 20 Jahren ließ sich 1947 wieder ein Storch auf seinem “Hochsitz” auf dem Brauereischlot des “Walfisch” in Haßfurt nieder. Vorher hatten die Langschnäbel ein Nest auf einem Privathaus in der Kaplaneigasse bewohnt. 1951 war ein Paar zum Leidwesen der Kreisstädter nach zwei Tagen wieder abgeflogen. Eine Woche später suchte sich zu aller Ãœberraschung ein Storchenpaar ausgerechnet auf der Flughalle in der Au einen Platz. Einige Zeitgenossen fragten sich, ob es den Haßfurter Fliegern Flugunterricht erteilen wollte. 1953 bezog ein Paar auf dem mit einem Wagenrad versehenen Schornstein der Brauerei Wörtmann Quartier. Das eigentliche Nest hatte ein Windstoß herunter geworfen.
Glück im Rathaus
Von Knetzgau verabschiedete sich der Storch 1948, 1956, 1959 und 1961 gastierte noch in Untertheres auf dem Anwesen Adolf Lutz ein Storchenpaar.
Störche auf dem Dach verheißen Glück. So war der Zeiler Bürgermeister mit seiner Verwaltung stets froh, wenn Meister Adebar sein Nest auf dem Rathausdach einnahm. Die Presse meldete stets die Ankunft im Frühjahr und den Abflug der stolzen Vögel am Ende des Sommers. Bis 1959 kam fast alljährlich ein Storchenpaar auf das Zeiler Rathaus, wo es für Nachwuchs sorgte.
1954 ist letztmals ein storchenpaar ohne Jungen registriert worden. Nachdem am Weißen Sonntag 1954 in Zeil ein Bub nach einem Storch geschossen hatte, blieb das Nest einige Jahre verwaist.
Diesen Vorfall nahm die Regierung in Würzburg zum Anlass, alle “Storchengemeinden” darauf hinzuweisen, dass die letzten Storchennester im Regierungsbezirk besonderer Aufmerksamtkeit bedürfen. Die Kommunen wurden ausdrücklich ersucht, darauf zu achten, dass in Gemeinden mit Storchennestern alles getan wird, um den weniger werdenden Storchenpaaren Schutz und Pflege angedeihen zu lassen.
Der Zeiler Bürgermeister Rudolf Winkler schrieb 1954 an das Haßfurter Landratsamt, dass sich Zeil bemühe, die seit vielen Jahren im Nest auf dem Rathausdach nistenden Störche wieder sesshaft zu machen. “Zwar sind in diesem Jahr wieder einige Tage Störche in Zeil gewesen, die allerdings durch das Schießen von Jugendlichen vertrieben worden sind”.
Kurz darauf nannte das Stadtoberhaupt in einer Bekanntmachung, die auch in der Schule verlesen wurde, diese Handlung “bubenhaft und verbrecherisch”. Sie verstoße gegen jedes sittliche Gefühl, aber auch gegen die Vorschriften des Vogelschutzes. Bürgermeister Winkler drohte gegen jede Belästigung der Störche strafrechtliche Schritte an.
Die letzten Störche
1957 waren die Zeiler wieder froh, als zwei Adebare auf der Reise gen Süden über der Stadt ihre Kreise zogen und sich schließlich auf zwei Häusern im Neubaugebiet zu einer längeren Rast niederließen. Einige erwarteten nun bei diesen Familien einen reichen Kindersegen. Im gleichen Jahr nahm in Sand ein Paar auf dem alten Nest des Kindergartens Platz.
Fast 50 Jahre sind es jetzt schon her, dass auf dem Zeiler Rathausdach zum letzten Male Störche klapperten. Vergeblich blieb eine Zeitlang das Nest auf dem Rathaus als eine Einladung an die Langschnäbel bestehen. Mit dem Bau der Zuckerfabrik Ende der 50er Jahre schwanden endgültig die Hoffnungen auf eine Rückkehr.
1963 war noch die Vorrichtung für das Nest auf dem First des Rathauses. Zwar kreiste ein Storch um den kargen Nistplatz herum, der Aufbau schien ihm aber offenbar zu mühsam.
Nachdem das Nest bei einer Renovierung abgebaut wurde, mussten sich die Zeiler damit abfinden, dass der Abschied der Störche 1954 keine Episode, sondern endgültig war. 1961 bemühte sich der Zeiler Tierschutzverein rührend, aber leider vergebens, einen Jungstorch, der in Sand aus dem Nest gefallen war, wieder gesund zu pflegen. Der Jung-Adebar hatte sich dabei eine Kropfverletzung zugezogen, weshalb der Tierarzt empfahl, ihn mit Traubenzucker, Bohnenkaffee und Eiern zu erhähren.
Die ganze Stadt nahm Anteil, als im September zwei weitere Jungstörche aus Zeil und aus Knetzgau im Zeiler Tierasyl Aufnahme fanden. Sie waren zu schwach, um die lange Reise nach dem sonnigen Süden durchzustehen. Angler versorgten die beiden Tiere mit Futter. Trotz aller Fürsorge gingen sie allerdings ein.
Kein Weibchen
Günstiger waren wohl die Verhältnisse im benachbarten Sand. Dort horsteten die Störche noch 1973 auf dem Dach des Kindergartens. Seitdem gab es im gesamten unterfränkischen Raum nur noch einen zumeist kurzen Zwischenstopp dieser bis zu 1,10 Meter großen Vögel. 1983 sind an den Zuckerteichen in Zeil und auf dem Schornstein einer Haßfurter Firma kurzzeitig Störche gesichtet worden. Der Haßfurter Storch, der sich auch wochenlang am geschützten Sichelsee aufhielt, war offenbar ein sogenannter Vagabund, ein “Junggeselle”, der vergeblich darauf wartete, dass ihm eine Lebensgefährtin zufliegt.
Die Ursachen für das Ausbleiben der Weißstörche sind weitgehend bekannt. Der wohl wichtigste Grund ist in der Zerstörung der Biotope im Maintal und in der Regulierung von Flüssen und Bächen zu suchen. Diese für die Landwirtschaft wertlosen Feuchtgebiete mit ihrer Artenvielfalt sind für die Nahrungsaufnahme der Störche unentbehrlich.
Die Entwässerung im Bereich Zeil/Augsfeld und im Bereich der Sarlachen begann schon vor 120 Jahren, wie Unterlagen ausweisen. Experten wissen, dass ein Storchenpaar etwa 200 Hektar Feuchtwiesen braucht, um sich und seine “Familie” ernähren zu können. Die Nisthilfe auf dem Dach ist also nicht mehr als eine freundliche Geste: Familie Storch baut und wohnt nur das, wo es auch was zu “beißen” gibt.

Wer heute noch richtig sesshafte Störche sehen möchte, kann sie noch am ehesten bei Reckendorf im Landkreis Bamberg antreffen. Dort bieten die zahlreichen Tümpel und die feuchten Wiesengründe entlang der Baunach noch gute Lebensgrundlagen.
Heute erinnern nur noch die Zeiler Flurbezeichnung “Storchenwiese” in der Flussaue bei Augsfeld und in Ebern der “Storchenturm” an die alljährliche Invasion der Frühlingsboten aus dem Süden, die hier im Sommer ihre Brutzeit verbrachten. Vogelschützer hielten es schon vor 20 Jahren für wünschenswert, im Rahmen eines “Storchenprogramms” in der Region wieder ein oder zwei Weißstorchpaare anzusiedeln.
Eine neue Chance
Neben den Orten Alitzheim und röthlein wurde in den 80er Jahren vor allem Sand am Main für geeignet gehalten. NachAuffassung von Exoerten mussten einige Nahrungsbiotope gepachtete oder sogar neu angelegt werden. Was vor 20 Jahren Utopie war, rückt jetzt in den Bereich des Möglichen.
Große Bereiche der Mainauen sind - womöglich in letzter Minute - als Vogelschutz- und Brutgebiete für Watvögel ausgewiesen worden. Das Maintal zwischen Haßfurt und Zeil ist geradezu ideal, liegen doch zahlreiche Baggerseen, Altmainarme und Mainbuhnenteiche auf der Vogelzuglinie.
Im August 2001 legten nach Beobachtungen 60 Störche auf den Flug gegen Süden Zwischenlandungen in Lohr, Waldbüttelbrunn und selbst in Hendungen in der Rhön ein. Hier gönnten sich die großen Vögel eine Pause, um neue Energie für ihren Weiterflug zu tanken. Aufgebrochen waren sie wohl aus ihren Brutgebieten in Nord- und Ostdeutschland sowie Südskandinavien zu ihren Überwinterungszielen in Afrika.
In Lohr verharrten auf den Dächern an den zwei Tagen 27 Rotschnäbel stundenlang auf einem Bein. Einige Leute glaubten an einen Werbegag, bis sich schließlich doch einer der Störche bemüßigte, sich zu bewegen. Im selben Jahr gaben sich im Juni drei Störche in Römershofen ein Stelldichein. Nach einer Stunde war der viel bestaunte auftritt schon wieder zu Ende. Das Storchentrio drehte noch ein paar Runden und entschwand gen Süden.
Kehren sie zurück?
Das Life-Natur-Projekt soll dazu führen, dass Störche wieder zwischen Haßfurt und Eltmann in den Mainauen heimisch werden. Die stolzen Zahlen von einst wird man in den dicht besiedelten und versiegeleten Gebieten wohl nicht mehr erreichen können. 1934 wurden auf dem Gebiet der Bundesrepublik 8.000 Storchenpaare gezählt. 1958 sank die Zahl auf 5.000, während sie heute auf 3.000 geschätzt wird. Das klingt nach viel, doch sind 2.500 in den neuen Bundesländern in der “Wildnis” nahe Oder und Elbe angesiedelt.
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