Am Samstag, den 18. Februar 2012 wurde erneut eine Pflegemaßnahme durchgeführt.
Es wurden Flächen im nördlichen Teil des Grundstückes freigelegt, so dass sich die dort befindliche Flora wieder frei entwickeln kann. Mehrere Bäume wurden entfernt und sonstiger
Aufwuchs beseitigt. Das Material musste durch das unwegsame, bergige Gelände zum bereitstehenden Häcksler des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) mühsam transportiert werden. Die
Ladefläche des Häckslers war zum Schluss zu 3/4 gefüllt. Die Helfer wurden danach mit einer leckeren, heißen Suppe vom Eigentümer des Gebiets Helmut Schuberth belohnt.
Die Verantwortlichen zeigten sich erfreut über das erzielte Ergebnis und sind gespannt, wie sich das Gebiet im Sommer entwicklen wird.
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Ein Teil der Helfer nach getaner Arbeit!
28. Mai 2009 Exkursion zur Steppenheide Albersdorf.
Nach der Pflegeaktion, die unter Mithilfe zahlreicher BN-Mitglieder im Februar diesen Jahres durchgeführt wurde, wollte man die Ergebnisse dazu sichten.
Deshalb wurde eine Exkursion unter Führung von Dipl. Biologen Otto Elsner zur Steppenheide bei Albersdorf durchgeführt.
Die Teilnehmer konnten eine deutliche Auflichtung des südlichen Teils feststellen, der auch der zu fördernden Pflanzengesellschaft deutlich zugute
kommt. So waren auch das große Zweiblatt, der kriechende Heuhechel, die stengellose Kratzdistel und das schöpfige Kreuzblümchen vertreten.
Begeistert stellte der Pflanzenkundler die Steppenheide als als besonderes "Kleinod" heraus und verwies dabei auf die kleine einzigartig duftende
Essigrose und das Meer aus, im Herbst blühenden, Kalkastern hin.
Besitzer Helmut Schuberth, dessen Herz an diesem Grundstück hängt, zeigte sich auch bereit im übernächsten Jahr eine weitere Maßnahme in Zusammenarbeit mit
dem Bund Naturschutz durchführen zu lassen, um eine weitere Auflichtung zu erreichen und damit eine Bereicherung der Pflanzengesellschaft zu sichern.
07. Februar 2009 Landschaftspflegeaktion auf einer Steppenheide bei Albersdorf
Artenreichtum auf bedeutsamer Fläche sichern
Albersdorf – Auf einer Steppenheide nahe Albersdorf führte der Bund Naturschutz Ebern eine Landschaftspflegemaßnahme durch. Damit soll auf der botanisch bedeutsamen
Fläche wieder der ehemalige Artenreichtum erreicht werden. In den letzten Jahren wuchs die bekannte Fläche „Steppenheide – Kiefernwäldchen
Albersdorf“ immer stärker, besonders mit Kiefern, zu. Gerade im Florabereich wurde ein Rückgang an speziellen Pflanzenarten festgestellt. So ging gerade die Anzahl der
Ragwurzpflanzen enorm zurück. Denn der dichter werdende Baumbestand, der eine stärkere Beschattung bewirkte, bedingte eine geringere Erwärmung des Bodens.
Bereits im Herbst wurde die zu pflegende Fläche mit dem Besitzer Helmut Schuberth durch den Biologen Otto Elsner und Harald Amon vom Bund Naturschutz Ebern begangen
und die zu entfernenden Bäume und Sträucher gekennzeichnet. Über die Maßnahme wurde auch die Untere Naturschutzbehörde stets auf dem Laufenden gehalten.
Damit keine Personen gefährdet werden, wurden die etwa 50 Bäume vorzeitig gefällt,
wobei es gar nicht so einfach war, die dazwischen stehenden Wacholder, die ja erhalten bleiben, zu schonen. Ein grobes Aufarbeiten des Fällgutes mit Entasten und Ablängen
schloss sich an, bei dem auch die gekennzeichneten Sträucher entfernt wurden. Besonders viele Aktive waren dann nötig, das holzige Schnittmaterial aus dem
Pflegegebiet zu holen und dem bereitstehenden Häcksler von der Diakoniestelle „Haus am Zeilberg“ ständig zuzuführen.
Wie am Fließband brachten die Helfer das Material heran, um die Maschine zu füttern.
Als alles herausgezogen und verarbeitet worden war, hatte der Häcksler über zehn Kubikmeter Häckselgut auf die Lkw- Ladefläche geblasen. Dieses kann nun, nach einem
Trocknungsprozess, in einer Hackschnitzelheizung verbrannt werden.
Zum Aufwärmen gab es abschließend noch einen warmen Eintopf für alle Helfer, den die
Familie Schuberth spendierte. Nun sind die Eberner Naturschützer gespannt, ob sich, bei einer von Otto Elsner Anfang
Juni geführten Exkursion, schon erste Erfolge der Aktion bei den Pflanzen beobachten lassen
Kiefern-Wacholderheide (Steppenheide) nordöstlich von Albersdorf
Ein Trockenhang mit einer sehr interessanten Flora ist in den letzten Jahren immer mehr zugewachsen. Im Rahmen einer Pflegeaktion sollen
schattenwerfende Kiefern und Unterholz entfernt sowie die Wacholder freigestellt werden. Teile der gefällten Kiefern sind aus dem Waldstück herauszutragen und dem
bereitstehenden Häcksler zuzuführen. Dazu werden eine Menge fleißiger Hände benötigt, die die Häckselmaschine
ständig beliefern. Die Eingabe der Hölzer erfolgt durch fachlich geschultes Personal. Termin:
Samstag, 7. Februar 2009 um 09.15 Uhr in Albersdorf (östliche Einfahrt) Treffpunkt in Ebern um 09.00 Uhr am Realschulparkplatz zur Bildung von Fahrgemeinschaften
Kleidung: warme Arbeitskleidung, Handschuhe und festes Schuhwerk für Getränke und Brotzeit wird gesorgt
FT 05.05.2005 KREIS HASSBERGE. Aus dem groß angelegten Schafweideprojekt am südlichen Haßbergtrauf zwischen Zeil und der Hohen Wann
zur Erhaltung der Kulturlandschaft ist - bislang jedenfalls - nur ein kläglicher Teil (vielleicht 15 Prozent) realisiert worden. Das erfuhren am
Mittwoch die Kreistagsmitglieder des Umwelt- und Werkausschusses, der in Haßfurt tagte und sich dann vor Ort umsah.
Die Konfliktpunkte, vor allem mit den Jagdpächtern, sind zu groß. Zusammenlegbare Flächen konnten nicht angepachtet werden, teilweise wurden
von den Jagdpächtern sogar Sperrgrundstücke gepachtet und Unterschriftenlisten zum Protest eingereicht, schilderte Klaus Haubensack von
der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt die Problematik Seit Oktober 2004 konnten lediglich einige wenige Grundstücksflecken an der Kleinen Hohen
Wann gewonnen werden, wo jetzt ein weitaus abgespeckter Versuch mit Schafen und Ziegen (Unterverpachtung an einen Schäfer) gestartet werden soll,
um die Verbuschung der landwirtschaftlich nicht mehr genutzten Flächen zu stoppen. Dies war sozusagen eine Eilentscheidung im April, weil sonst nach der
EU-Agrarordnung überhaupt keine Förderung mehr zu bekommen gewesen wäre. Die Jäger sind gegen die Schafbeweidung, weil die Rehe solche Flächen meiden
wie die Pest, zumindest für eine Zeit lang. Hugo Baum (Eltmann) von der Jagdgenossenschaft, der bei der Sitzung das Wort ergreifen durfte, wurde
deutlich: "Die Jagdpacht kostet viel Geld. Wenn nichts mehr dabei herausspringt, hören wir auf. Dann gibt's auch die Jagdpacht nicht mehr. Und
wer baut dann die Wege? Die Stadt Zeil vielleicht?" Der Klaus Haubensack habe
gesagt, so Baum, er habe 230 000 Euro" im Sack" für das Projekt. "Für das Geld kriegt er die Flächen auch jahrelang gemäht", folgerte Baum.
Landrat Rudolf Handwerker versuchte die Wogen zu glätten, indem er auf das gemeinsame Bestreben, nämlich die Kulturlandschaft zu erhalten, hinwies. Das
Schafweideprojekt sei aus der Not geboren, weil der Staat weniger Pflegemittel zur Verfügung stelle (statt früher 300 000 jetzt 140 000 Euro). Alternative?
Kreisrat Gerhard Eller machte den Vorschlag, die Beweidung mit dem fränkischen Gelbvieh (Rindern) zu probieren. Beispiele gebe es genug. Die Rehe
hätten keine Abneigung gegen Rinder. Aber beim Großvieh gibt es wieder Vorbehalte wegen der Hanglage und Huftritten.
Jetzt soll, wie Handwerker meinte, erst einmal der kleine Versuch mit Schafen und Ziegen starten. Nächstes Jahr können die Voraussetzungen für den Schäfer
mit einem Pferch auf einem Erwerbsgrundstück verbessert werden. job
FT 27.02.2004 Kein Geld mehr für Natur? Im Kreis-Umweltausschuss zurückgefahrene Pflegeprogramme kritisiert
Kreis Haßberge. Die Landschafts- und Naturpflege „wird etwas schwierig werden, das steht fest“, sagte im Umwelt- und Werkausschuss des Kreistages ORR Dr.
Gerhard Weinmann auf eine schriftliche Anfrage von Kreisrat Günther Geiling (SPD). von Jochen Bopp
Denn im Zuge der allgemeinen Sparwelle werden auch die staatlichen Zuschüsse aus dem Landschaftspflegeprogramm und die für die Pflege in den
Naturschutzgebieten zurückgefahren. Um wie viel, „das wissen wir noch nicht“, stellten Landrat Rudolf Handwerker und Klaus Haubensack vom Landratsamt
fest. Ende März soll dazu eine Besprechung bei der Regierung von Unterfranken stattfinden. Kreis verringert seine Mittel fast um die Hälfte
Fest steht, dass zumindest der Landkreis seine Eigenmittel schon in diesem Jahr von 80.000 auf 45.000 € für Pflegemaßnahmen außerhalb der
Naturschutzgebiete zurückfahren muss. Für 2004 hat der Landkreis eigentlich Landschaftspflegemaßnahmen in Höhe von 107.000 € vorgesehen. Hierzu
wurden Zuschüsse in Höhe von knapp 63.000 € beantragt. Ob man sie bekommt, steht in den Sternen.
Des Weiteren sind Pflegemaßnahmen in den Naturschutzgebieten in Höhe von 170.600 € eingeplant, die zu 100 Prozent vom Staat kommen sollen. Mit einer
Reduzierung dieses Umfanges ist stark zu rechnen – um bis zu 40 Prozent. Die vom Landkreis in den letzten Jahren erworbenen Biotopflächen haben
inzwischen eine Größe von 57 ha. Davon sind 15 ha an landwirtschaftliche Betriebe zur Bewirtschaftung verpachtet (Vertragsnaturschutz).
Entgegen dem von oben diktierten ursprünglichen Stopp für neue Verträge, habe der Kreis doch noch alle angedachten Verträge für dieses Jahr abschließen
können, berichtete Dr. Gerhard Weinmann.
Wenn es keine oder immer weniger Pflege gibt, dann müsse man den Ankauf
von Flächen durch den Landkreis hinterfragen, denn dann sei dies hinausgeschmissenes Geld, stellte Günther Geiling fest. …………..
Standpunkt:
Da haben wir den Salat von Jochen Bopp es kommt, wie es kommen musste. Vor Jahren schon hat der Kreis, angetrieben
von der Naturschutzbehörde, angefangen, Landwirten Wiesen, Feuchtflächen und Äcker abzukaufen, weil auf ihnen – oh wie wundersam – seltene oder
nahezu als ausgestorben erachtete Primeln oder Orchideenarten sprossen. Die
Pflänzchen sind – logisch – eigentlich nur deshalb der Mutter Erde entwachsen, weil die Bauern mit Boden und Bewuchs sorgsam und naturbewusst
umgegangen sind. Aber trau keinem schlitzohrigen Landmann! Er könnte ja mit dem stählernen Pflug alles zunichte machen. Ergo hat man die Flächen gekauft
mit Mitteln aus dem staatlichen Naturschutzfonds, zu deutsch: mit Steuermitteln. Weil aber hinter dem Schreibtisch im Landratsamt allesamt gelehrte Leute
sitzen, die mit landwirtschaftlichen Schneidgeräten und Heuwendern nichts am Hut haben, hat man den Bauern angeboten, hier für 1000 Mark und dort für
1000 € die jährlich ein bis zweimal notwendigen Pflegemaßnahmen durchzuführen, damit die Primel auch fürderhin gedeihen kann und nicht unter
anderen gemeinen Kräutern, Disteln und Brennnesseln verschwindet. Das an sich ist schon ein Unsinn. Denn, warum müssen öffentliche Gelder
ausgegeben werden, wenn – wäre er noch Eigentümer – der Landwirt von sich aus schon dafür gesorgt hätte, dass auch eine Primel ihre Daseinsberechtigung
hat. Aber, so lautete vor Jahren noch der aussagekräftige Satz eines Naturschutzbeamten, „Geld? Geld haben wir genug!“
Peng! Jetzt ist es weg. Fast. Die Primel vermutlich demnächst auch. Und der edle Landmann hat auch nichts mehr zu beißen. Aber dafür ist der Landkreis
Großgrundbesitzer. Und da der Kreis im Grunde wir alle sind, die wir hier wohnen, freuen wir uns über diesen tollen Anlagewert.
Leserbrief zum Artikel im FT vom 27. Februar 2004:
,,Kein Geld mehr für die Natur" und Standpunkt ,,Da haben wir den Salat".
Im Standpunkt ,,Da haben wir den Salat" wird in Biertischmanier die lobenswerte Arbeit des Kreises in Misskredit geÂbracht. Am Ende seien Die wohl
alles theoretisierende Spinner, wurden durch LandÂkauf das Steuergeld verschleuÂdern und mit dazu beitragen, unseren Bauernstand zu verarÂmen. Es
wäre alles in bester Ordnung, wenn man nur alles so laufen ließe wie es läuft. Dann würde der Landwirt von sich heraus wie durch ein WunÂder und entgegen
aller wirtÂschaftlichen Fesseln, die ihm heutzutage obliegen, das RichÂtige tun, damit alles sich zum Guten wendet. So werden MärÂchen gemacht.
Hätte sich der Schreiber nur fünf Minuten seiner Zeit geÂnommen, nicht zu polemisieÂren, sondern ehrlich zu recherÂchieren, wäre wohl auch er auf die
erschreckenden naturgeÂsetzlichen Tatsachen gestoßen. Natürlich kann er sagen, was macht es mir aus, dass in Deutschland 110 Vogelarten (43 Prozent)
gefährdet sind. Oder was interessiert mich, dass 16 Vogelarten (sechs ProÂzent) erloschen sind. Es mag ihn vielleicht auch nicht stören, dass von unseren Farn- und
Blühpflanzen in Deutschland 47 bereits ausgeÂstorben oder verschollen sind und weitere 804 Arten in ihrem Bestand gefährdet sind.
Vielleicht hat er ja auch nie in seinem Leben lebende einÂheimische Amphibien geseÂhen. Die Tage aller Amphibienarten sind bereits gezählt.
So ließe sich unser segensreiÂches Wirken mit Zahlen belieÂbig lange fortsetzen. Es bedeuÂtet in unserem Leben, dass der Frühling stummer wird ohne den
Gesang zahlreicher verÂschiedenster gefiederter GeselÂlen. Es bedeutet, dass die LandÂschaft eintöniger wird ohne den Reichtum zahlloser Farn- und
Blütenpflanzen. Es bedeuÂtet, dass unsere Heimat für viele Mitgeschöpfe nicht mehr leÂbenswert ist. Was, frage ich mich, gibt uns das Recht, alles zu töten,
was nicht sofort wirtÂschaftlich scheint? Was, frage ich mich, stoppt eine Entwicklung, die sich am Ende für die
Menschheit als faÂtal erweisen kann? Was, frage ich mich, gibt uns die ZuverÂsicht, dass wir mit diesem Tun unseren Nachkommen keinen Bärendienst
erweisen? Weil es für mich auf all diese Fragen keine vernünftige Antwort gibt, außer man vertraut den Märchentanten, die einem saÂgen, es wird schon alles
gut geÂhen, trete ich vorsorgehalber für das Leben ein. Daher ist für mich die Sorge des Kreises, um die genetische Vielfalt eines Erbes
, auf das wir hier gemeinsam stolz sein dürÂfen, höher einzuschätzen als ein paar Euro an Steuergeldern, die man einsetzte, um diesen unbezahlbaren
Anlagewert erÂhalten zu können. Verglichen mit den Summen, die täglich in die Vernichtung unserer bioloÂgischen Grundlagen investiert werden, ist diese
Investition läÂcherlich wenig. Ja, ich glaube, dass der freie Journalismus hier eine starke Verantwortung hat,
sich mit eiÂner zukunftsweisenden Kritik für den Erhalt des UnverwechÂselbaren einzusetzen - NachbeÂter von Wirtschaftsmärchen haben wir genug.
Dr. Robert Atzmüller Steinbühl8 97522 Sand am Main
03. März 2004 Leserbrief zur Notwendigkeit der Natur- und Landschaftspflege
In letzter Minute verhängnisvollem Trend gegengesteuert Zum Standpunkt „Jetzt haben wir den Salat“ von Jochen Bopp:
„20 bis 30 Jahre haben ausgereicht, um manche Agrarlandschaft zu einem größeren Problemgebiet zu machen als es der benachbarte städtisch-
industrielle Bereich ist“. Diese oder ähnliche Aussagen findet man, ohne große Recherchen betreiben zu müssen, in vielen Lehrbüchern, die sich mit dem
Thema Ökologie befassen. Die Roten Listen, man könnte sie auch die Sterberegister heimischer Tier- und
Pflanzenarten nennen, machen diese katastrophale Entwicklung in der Natur nur allzu deutlich. Seit etwa 1850 starben im Gebiet der alten Bundesländer 20
Vogel-, 27 Schmetterlings-, vier Fisch-, 17 Spinnen- und 96 Käferarten sowie 63 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen aus.
Nähme man sich dann noch ein paar Minuten länger Zeit für das Literaturstudium, würde man schnell fündig, woher dieses dramatische
Artensterben in unseren Natur- und Kulturlandschaften seit Mitte des 19. Jahrhunderts rührt. Die moderne Landwirtschaft führt zusammen mit
Forstwirtschaft und Jagd mit großem Abstand die Liste der Verursacher an! Das war allerdings nicht immer so. Entwickelte sich die ursprüngliche
Naturlandschaft doch erst durch das über Jahrhunderte andauernde ackerbauliche Wirken des Menschen von einer fast flächendeckenden Wald- hin
zur Kulturlandschaft. Langsam wuchs in diesen früheren Zeiten ein abwechslungsreiches Mosaik von Siedlungen und natürlichen Landschaftselementen.
Damit verbunden war eine Verdopplung in der Vielfalt der Pflanzen und eine Artenvermehrung im Tierreich. Vom 16. Jahrhundert bis Mitte des 20.
Jahrhunderts war dieses Bild der Normalzustand. Ab Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich dieses Bild auf
grundlegende Weise. Eine Agrarreform und Bodenneuordnung führte zu ersten großen Flächenzusammenlegungen. Die großflächige und extensive Nutzung von
Allmendeflächen wurde aufgegeben. landeskulturelle Maßnahmen, die Einführung der mineralischen Pflanzendüngung und der verstärkte Einsatz
leistungsfähiger Maschinen in der Bodenbearbeitung und andere Fortschritte in der Landwirtschaft führten zu einer Intensivierung der Landnutzung.
Ein revolutionärer Umbruch in der Landwirtschaft vollzog sich allerdings erst in der Nachkriegszeit ab der Mitte des 20. Jahrhunderts unter massivem Einsatz
aller technischen und chemischen Möglichkeiten. Wirtschaftlicher Druck zwang die Landwirte zur Expansion. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft wurde das
Opfer ständig steigender Ausgaben für mehr Maschinen, mehr Kunstdünger und mehr Pestizide.
Das Ergebnis dieser Entwicklung sehen wir heute: ausgeräumte, erodierte und schwer mit Chemie belastete Agrarlandschaften. Nun drohen unserer
Kulturlandschaft weitere Gefahren. Zum einen schreitet die Intensivierung der Landwirtschaft auf ertragreichen Standorten wie in der Mainaue ungebremst fort
. Auf der anderen Seite verlieren wertvolle Lebensräume auf von der modernen Landwirtschaft nicht rentabel zu bewirtschaftenden Flächen ihre Lebensqualität
für seltene Pflanzen und Tiere. Die ungehemmte Siedlungsentwicklung tut ihr übriges. Lange Zeit hat die Politik die Augen vor diesen Entwicklungen verschlossen.
Gerade noch rechtzeitig aber wurden auch in unserem Landkreis Maßnahmen getroffen, um diesem Trend Einhalt zu gebieten.
Mit Stolz können wir heute auf zahlreiche Schutzgebiete, beeindruckende Zeugnisse der früheren Kulturlandschaft und Reste naturnaher Lebensräume
blicken. Dies war und ist allerdings nur möglich durch den beharrlichen Einsatz der Naturschutzverbände und -behörden. Ohne fundierten Sachverstand und den
Einsatz von – im Vergleich zu anderen staatlichen und kommunalen Bereichen lächerlich geringen – finanziellen Mitteln wäre dieses Ergebnis allerdings nicht
möglich gewesen. Und auch die Landwirte haben von dieser Entwicklung profitiert. So mancher Klein- und Mittelbetrieb hat sein Auskommen nur durch
die zusätzlichen Einnahmen aus der Landschaftspflege. Die Erhaltung unserer vielgestaltigen Kulturlandschaft als Refugium für
bedrohte Pflanzen und Tiere, als Augenschmaus für Einheimische und Touristen und als Vermächtnis und Entwicklungspotenzial für nachfolgende Generationen
muss uns auch in Zukunft etwas wert sein. Jeder andere Weg führt nur weiter in der Abwärtsspirale, die über kurz oder lang auch die Menschheit in ihren
Strudel ziehen wird. Ãœbrigens – so mancher ehrenamtliche und hauptamtliche Naturschützer hat
sicher in den letzten Jahren mehr mit den erwähnten „landwirtschaftlichen Schneidgeräten und Heuwendern am Hut“ gehabt, als der Autor des FT
-Standpunkts vermuten wird, der hiermit herzlich zu einer Mitarbeit bei einer der nächsten ehrenamtlichen Pflegeaktionen des Bundes Naturschutz eingeladen ist.
Jürgen Thein Diplombiologe Bund Naturschutz in Bayern Kreisgruppe Haßberge Tränkberg 6 97437 Haßfurt
Leserbrief Zum Artikel „Das Vertrauen steht auf dem Spiel“ Im Bote von Hassgau am 30.12.2003
Erschienen am 02.01.2004 Naturschutz vor dem Aus?
Immer deutlicher werden die katastrophalen Auswirkungen v. a. im Bereich des Naturschutzes, die das bayerische „Gruselkabinett“ in München im Zuge der so
genannten Haushaltskonsolidierung durchsetzen will. Von einer Gleichbehandlung aller Ressorts kann sicher nicht die Rede sein. Soll doch
insbesondere der Etat des Umweltministeriums überproportional beschnitten werden. Dem Eindruck, es würde für den Naturschutz seit Jahren überproportional viel
Geld ver(sch)wendet, den die übertriebenen Einsparbeschlüsse beim Bürger erwecken sollen, muss entschieden entgegen getreten werden. Alle
Naturschützer haben im Gegenteil von Anfang an lernen müssen, mit wenig Geld auszukommen und diese Mittel sinnvoll einzusetzen. Weitere drastische
Einsparungen, die 30 % bis zu 100 % betragen sollen, wären das Aus für viele laufende und zukünftigen Projekte im Arten- und Naturschutz.
„Na und – für was brauchen wir den diese Pflanzen und Tiere überhaupt? Was bringt uns den die Artenvielfalt?“ Diese oder ähnliche Fragen werden uns
Naturschützern oft gestellt. Dass alle Lebewesen als Mitgeschöpfe ein Recht aufs Überleben haben, ist nur
eine, von vielen Menschen jedoch nicht akzeptierte Antwort auf diese Frage. Da muss jeder seine persönliche Entscheidung treffen.
Sind wir Menschen ohne eine intakte Natur aber langfristig selbst noch überlebensfähig? Dieser Frage kann sich keiner entziehen. Auch die Menschheit
ist nur ein Teil der Natur, wenn wir das auch aufgrund unserer Entfremdung durch Zivilisation und Technik oftmals vergessen. Sauberes Trinkwasser,
gesunde Luft und ertragreicher Boden sind aber in einer zerstörten Natur nicht mehr zu finden!
Naturschutz hat auch einen wirtschaftlichen Wert für die Gesellschaft! Da wird sicher mancher, dem die bisherigen Argumente gleichgültig sind, aufhorchen.
Naturschutz ist ein Wirtschaftsfaktor. Gerade in unserem Landkreis wird das oft vergessen. Hier dient der Naturschutz in herausragender Weise auch dem Erhalt unserer
wertvollen Kulturlandschaft, der Grundlage für eine Entwicklung des Tourismus in unserer Heimat. Welche anderen Ressourcen haben wir denn sonst in so
reichem Maße? Werden die Bemühungen in der Landschaftspflege in Zukunft aufgegeben, dann wir unsere attraktive Landschaft schon bald ihren Reiz für Besucher verlieren!
So mancher Landwirt, der sich in den letzten Jahren ein zweites Standbein in der Landschaftpflege aufgebaut hat, wird in existenzielle Schwierigkeiten
geraten. Eine weitere Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung ist in weiten Teilen des Landkreises nicht möglich und sicher auch nicht
wünschenswert. Der Erhalt der wertvollen Lebensräume ist definitiv nicht durch eine Ertragssteigerung in der landwirtschaftlichen Produktion zu erreichen,
handelt es sich dabei doch meist um magere, schlecht zu bewirtschaftende und kleinflächige Grenzertragsstandorte.
Was kostet Naturschutz den überhaupt? Tausende Stunden werden im Landkreis Hassberge alljährlich ehrenamtlich u. a. für den Amphibien-,
Fledermaus- oder Vogelschutz geleistet. Dieses Engagement ist nur durch eine hauptamtliche Koordination vieler Projekte zu gewährleisten. Ohne finanzielle
Unterstützung geht der ehrenamtliche Naturschutz deshalb ebenfalls schweren Zeiten entgegen. Allein für den Unterhalt der Straßen in Bayern werden aber
beispielsweise jährlich 168 Millionen Euro ausgegeben. Das ist viermal mehr als für den Naturschutz. Würde nur ein geringer Teil dieser Mittel für
Naturschutzbelange umgewidmet, wäre den sparsamen Naturschützern schon geholfen. Ist Naturschutz wirklich nur ein Luxus, den wir uns in guten Jahren leisten
wollen? Oder hat die Gesellschaft nicht vielmehr die Verpflichtung, den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Natur und Umwelt zu übergeben
? Wenn ja, muss auch der Staat seiner Verantwortung, u. a. durch die Bereitstellung ausreichender Finanzmittel, gerecht werden.
Jürgen Thein Diplombiologe Martin-Luther-Str. 4 Hassfurt 30.12.2003
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Der Schwalbenschwanz ist ein typischer Schmetterling warmer Südhänge
FT 06.12.2003 Die Axt ist angelegt
Kreis Haßberge. Der Bund Naturschutz (BN) Haßberge befürchtet drastische Verschlechterungen für den Natur- und Artenschutz im Landkreis Haßberge
durch Einsparungen im Haushalt des bayerischen Umweltministeriums und durch die Reform der Forstverwaltung. Die über zehnprozentige Kürzung der
Gelder für die Naturschutzförderprogramme gefährdeten die Landwirtschaft. Das Ministerium für Umwelt spart laut BN 15 Prozent ein. Vor allem bei den für
den Naturschutz zentralen Förderprogrammen Vertragsnaturschutz und Landschaftspflege. Massive Streichungen seien zudem bei den Fördergeldern für die Naturparks geplant.
Für den Landkreis hätte dies dramatische Auswirkungen für den Natur- und Artenschutz und den Erhalt der Kulturlandschaft. Eine Beibehaltung des
hervorragenden Zustandes der wertvollen Lebensräume und der Aufbau eines Biotopverbundes seien ohne staatliche Förderung zum Scheitern verurteilt.
Viele in den letzten Jahren begonnene Pflegemaßnahmen, in die bereits erheblich investiert wurde, wären umsonst, da die langfristige, die Natur
schonende Folgenutzung, etwa durch Schafbeweidung der Flächen, in Frage gestellt wird, so der Bund Naturschutz im Landkreis.
Dazu stehe die seit über 20 Jahren erfolgreiche Arbeit des BN zum Schutz der Amphibien im Kreis zur Disposition. Die Betreuung der Amphibienwanderung an
den Straßen wäre ohne die finanzielle Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Helfer kaum möglich. Arbeitsplätze bedroht
Die Kürzungspläne im Vertragsnaturschutz- und Landschaftspflegeprogramm bedrohten Arbeitsplätze. Mancher Landwirt habe erst investiert. Neue Verträge
im Vertragsnaturschutz würden nicht mehr abgeschlossen, bestehende sollten nicht verlängert werden. So zerstört der Schnellschuss des Ministerpräsidenten
nach Ansicht des BN das mühsam aufgebaute Vertrauensverhältnis zu den Bauern. Was bleibt vom „bayerischen Weg“ im Naturschutz, der so viel Wert
auf freiwillige Nutzungsvereinbarungen anstatt hoheitliche Anweisung legte? „Wer auf Freiwilligkeit setzt, muss die finanziellen Anreize erhalten“, meint
Jürgen Thein, Biologe bei der BN-Kreisgruppe Haßberge. Der BN fordert intelligente Reformen und den Erhalt bewährter Strukturen.
NP 20.08.2003 Pressemitteilung des Landratsamtes Haßberge
Landschaftspflege 2003 im Landkreis Haßberge
Landkreis Haßberge. Im Landkreis Haßberge wurden und werden in diesem Jahr 140 Landschaftspflegemaßnahmen auf ca. 190 ha wertvollen Biotopflächen im
Gesamtwert von ca. 300 000 € durchgeführt. Die meisten Aufträge wurden bereits an den Maschinenring Hassgau e.V. erteilt und viele Maßnahmen wurden
schon durchgeführt.
Pflegemaßnahmen werden dort notwendig, wo sich die Landwirtschaft aus der Bewirtschaftung zurückgezogen hat, weil die Flächen zu steil oder zu nass sind
um sie mit den heute üblichen Maschinen bearbeiten zu können oder der Boden so mager ist, dass kaum ein Ertrag zu erwirtschaften ist.
Einerseits gibt es auf noch bewirtschafteten Flächen die Verträge im Rahmen des Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm und des Bayerischen
Kulturlandschaftsprogramms, über die eine naturverträgliche Nutzung gefördert wird. Dagegen sind die im Auftrag des Landkreises veranlassten Arbeiten auf
nicht mehr bewirtschafteten Grundstücken genauso unerlässlich für die Erhaltung unserer gewachsenen Kulturlandschaft mit ihren vom Menschen
geschaffenen Biotopflächen wie halbtrockenrasen, Feuchtwiesen, alten Weinbergen und Streuobstwiesen.
Der Landkreis Haßberge besitzt aufgrund des regionalen Klimas, der Geologie und der kleinteiligen Eigentumsverhältnisse (Realteilungsgebiet)
überdurchschnittlich viele Trockenbiotope, die sich vor allem entlang des Hassberg- und Steigerwaldanstieges aneinander reihen. Zahlreiche vom
Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind auf diese Lebensräume angewiesen. Eine Auflassung, Verbuschung und letztendlich die Entstehung
neuen Waldes auf diesen Jahrhunderte lang offenen Flächen würde die Artenvielfalt erheblich reduzieren und das typische, reizvolle Landschaftsbild
unserer Gegend negativ verändern. Der Landkreis erhält zur Durchführung der Maßnahmen von verschiedenen Seiten Fördergelder, je nach der Lage der Pflegeflächen:
- Innerhalb der Grenzen des Naturparks Haßberge vom Naturpark Haßberge e.V.,
- innerhalb der Grenzen des Naturparks Steigerwald vom Naturpark Steigerwald e.V.,
- und außerhalb der Naturparkgrenzen von der Regierung von Unterfranken.
- Die Maßnahmen innerhalb der Grenzen von Naturschutzgebieten führt das
Landratsamt Haßberge als sogenannte "eigenstaatliche Maßnahmen" durch, d.h. das Landratsamt handelt hier im Auftrag des Freistaates Bayern, bzw. der
Regierung von Unterfranken, die für die Naturschutzgebiete verantwortlich ist.
Für die Pflege der Naturschutzgebiete muss der Landkreis daher auch keinen Eigenanteil bei den Pflegekosten aufbringen. Allerdings erhält der Landkreis
seit letztem Jahr keinen Personalkostenanteil mehr für Planung und Abwicklung der Maßnahmen in Naturschutzgebieten. Die Personalkosten muss der Landkreis
voll tragen, dadurch ist eine zusätzliche Mehrbelastung entstanden, die aber unvermeidlich ist.
Insgesamt konnte das Niveau des Vorjahres bei den finanziellen Aufwendungen von ca. 300.000,- € gehalten werden. Der Eigenanteil des Landkreises beträgt
hierbei ca. 73.000,- €, der Rest besteht aus den Mitteln aus den verschiedenen Fördertöpfen.
Viele geplante Erstpflegemaßnahmen konnten jedoch nicht durchgeführt werden, weil wegen der Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand die benötigten
Haushaltsmittel nicht bereit gestellt werden konnten. Durch die finanzielle Situation der öffrentlichen Haushalte zeichnet sich daher eine gegenläufige
Entwicklung ab: Einerseits steigt die Zahl der pflegebedürftigen Flächen jährlich, andererseits stagnieren die finanziellen Mittel.
Der Landkreis Haßberge verzichtet bewusst auf einen Landschaftspflegeverband. Die Pflegemaßnahmen werden dagegen von einer beim Landkreis angestellten
Fachkraft geplant und veranlasst, die direkt bei der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt angesiedelt ist. Die Landschaftspflegemaßnahmen werden bis
auf wenige Ausnahmen bei Landwirten in Auftrag gegeben. Der Maschinen- und Betriebshilfering Hassgau e.V. leistet hier eine wichtige Vermittlungstätigkeit
und übernimmt außerdem die Abrechnung der Maßnahmen. Etwa 40 Landwirtschaftliche Betriebe aus dem Landkreis beteiligen sich jährlich
an Landschaftspflegemaßnahmen. Viele erwirtschaften über die Aufträge aus der Landschaftspflege ein nicht unerhebliches Zusatzeinkommen. Gerade in
dem sehr trockenen Jahr 2003 mit den entsprechenden Verlusten in der landw. Produktion ist ein solches Zusatzeinkommen bei beteiligten Betrieben willkommen.
Über die reine, "technische" Landschaftspflege hinaus, versucht der Landkreis steuernd einzugreifen, um die Pflegeflächen wieder in eine
naturschutzverträgliche Nutzung einzubeziehen und so ihren Fortbestand mit möglichst wenig Finanzmitteleinsatz zu gewährleisten. Das kann beispielsweise
durch Konzepte für extensive Beweidung geschehen. Im Rahmen der derzeitigen landwirtschaftlichen Entwicklungen bereitet diese Aufgabe die
meisten Probleme, weil beispielsweise die dazu nötigen Betriebe immer weniger werden. Auf den wieder regelmäßig gepflegten Biotopflächen finden viele seltene
Pflanzen und Tiere ihren Lebensraum. Darüber hinaus bleibt das den Landkreis in weiten Teilen prägende, durch kleinbäuerliche Bewirtschaftung entstandene
Landschaftsbild erhalten.
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Zauneidechsen an warmem Südhang eines Weinberges
FT 25.09.2003 Da gibt es nichts zu meckern Experiment zur Ziegenbeweidung bei Königsberg erfolgreich beendet
KÖNIGSBERG. Seit Ende 2000 weidete an den Hängen der Wart eine halbwilde Ziegenherde. Sie war Hauptakteur eines Forschungsprogramms. Nunmehr ist
das Experiment, erfolgreich überdies, abgelaufen. Doch die Beweidung wird auf privater Basis fortgesetzt.
Määäh, määäh – ist es der Abschiedsschmerz, der manche Ziegen laut meckern lässt, als sie Mitarbeiter der Zuchtanstalt Witzenhausen in dem Pferch fangen
und zu Josef Klemm über den Zaun heben? Das Projekt „Ziegen für die Landschaftspflege“ ist nach mehr als dreieinhalb Jahren abgeschlossen. Mit
einer Ziegenherde simulierten Wissenschaftler die ursprüngliche Form der Landbewirtschaftung, die extensive Beweidung von Hanglagen.
300 000 Euro ließ sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung dieses Experiment kosten, um kostengünstige Alternativen zur heute üblichen
(Maschinen-)Pflege von Trockenstandorten zu finden. Die ökologische Forschungsstation der Universität Würzburg in Fabrikschleichach führte das
Forschungsprogramm an der Wart in Königsberg durch. Forschergruppen von den Universitäten in Oldenburg und Marburg sowie dem Unweltforschungszen-trum
Leipzig waren ebenso am Projekt beteiligt wie die Regierung von Unterfranken und die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Haßberge.
Die Stadt Königsberg hatte für das Projekt 7,2 Hektar Hangfläche rund um die Wart gepachtet und mit einem 1,8 Kilometer langen Zaun versehen. Eine
halbwilde Ziegenherde, zunächst bestehend aus 13 Muttertieren und sechs Lämmern, allesamt Witzenhauser Landschaftsziegen, übernahm die
Bewirtschaftung des Gebietes. Die Ziegen waren das ganze Jahr am Hang und sollten auch im Winter ungefüttert bleiben.
Dreimal in der dreijährigen Projektzeit kam der Bock und sorgte für Nachwuchs. Aus den 19 Tieren wuchs die Herde schnell auf über 50 Ziegen an. Trotz des
halbwilden Ziegencharakters war die Hilfe von Menschen nötig. Vor allem das fehlende Wasser musste täglich in Kanistern herbeigeschafft werden. Dazu galt
es, Lücken im Zaunsystem aufzuspüren. Ursprünglich war dieser Part für Mitarbeiter der Lebenshilfe gedacht. „Fast zu
schwierig“, so Hilmar Schraub, verantwortlicher Leiter für das Ziegenprojekt bei der Lebenshilfe. Doch Helene Rümer, bei der Forschungsstation für die Ziegen
verantwortlich, fand eine Freiwilligengruppe bei den „Alten Herren“ des TV Haßfurt. Fleißig wurde das Terrain an der Wart auch von der Wissenschaft
genutzt. Immer wieder sah man Botaniker mit der Lupe am Boden herumkriechen, mit Käschern Schmetterlinge und Insekten fangen. Acht
Doktorarbeiten wurden auf dem Gelände erledigt, dazu kamen etliche Diplomarbeiten. Die wissenschaftliche Auswertung des Gesamtprojektes ist
noch nicht veröffentlicht. Doch es heißt, so war zu erfahren: „Experiment gelungen“. Was aber tun mit 44 Ziegen? Der Grundstock der Herde war ohnehin nur
geleast. Die Witzenhauser Zuchtanstalt bekam 24 Ziegen zurück. Die restlichen 20 wurden unter den Helfern aufgeteilt. Doch für zehn wird es ein Wiedersehen
mit ihrer Wart-Weide geben. Josef Klemm, Schäfer aus Hofstetten, hat diese gekauft und damit seinen Ziegenbestand auf 28 erhöht. Zusammen mit seinen
280 Schafen will er das Weideland an der Wart pflegen. gs
Landschaftspflege auf vier Beinen
FT 28.05.2003 Kreis will Ziegenbeweidung stützen Umweltausschuss besichtigte Naturschutzprojekt bei Königsberg
KÖNIGSBERG. Im dritten Jahr schon halten die Ziegen auf der ,,Hohen Wart" bei Königsberg den Wildwuchs des Strauchwerks knapp. Heuer läuft das
Bundesforschungsprojekt aus. Der Landkreis will, wie Landrat Rudolf Handwerker bei der Besichtigung durch
die MitglieÂder des Kreistag-Umwelt- und Werkausschusses am Dienstag erläuterte, diese neue Art der Landschaftspflege an der ,,HoÂhen Wart"
weiterführen - mit der Neuzüchtung der ,,Witzenhäuser Landschaftspflegeziege", einer robusten Rasse. Den Landkreis kostete die
Pflege dieses Naturschutzbereiches in den drei Jahren nichts. Die GelÂder für dieses ForschungsproÂjekt zum Naturschutz (mehrere Universitäten sind im ,
,Mosaik-Projekt" verbunden), dessen offizielle Leitung die ÖkologiÂschen Forschungsstation der Uni Würzburg in Fabrikschleichach vor Ort inne hat, gab
der Bund. Unterstützt wurden die Akademiker durch die Lebenshilfe Sylbach und den Helferkreis, die die Betreuung der TieÂre auf der Wart und im Winter im Hof
übernahmen. Denn die Ziegen sind trotz der Zucht noch nicht gänzlich ,,Selbstversorger". So fällt etwa Klauenpflege an, wenngleich einige
Kletterfelsen in das 7,4 Hektar große, eingezäunte Areal gekarrt wurden, und in den harÂten Wintermonaten müssen die Tiere in den Stall, weil in der kalten
Zeit der Nachwuchs geÂboren wird. Zwischenzeitlich tummeln sich rund 30 Mutter-Ziegen, Böcke und mindestens nochmals so viele Lämmer und machen
sich nützlich. Denn sie lassen keine Verbuschung aufÂkommen und erhalten so die Artenvielfalt auf dem Magerrasen. Eine günstigere Landschaftspflege als
gegenüber am Schlossberg. Wie Claus Haubensack vom Landratsamt (Naturschutzbehörde) erklärte, ist die
Lebens- -hilfe grundsätzlich bereit, weiÂterzumachen. Es müssten aber noch Gespräche laufen mit der Regierung zur Abklärung der Kosten (zuständig für
Naturschutzgebiet ,,Hohe Wann"). Der Kreis hat insgesamt 200 Hektar mit 950 Grundstücken und 800 Eigentümern
im Landschaftsschutzprogramm, in das (ohne Vertragsnaturschutz mit Bauern) 300000 Euro fließen. ,,Das funktioniert so lange, wie der Staat bereit ist, die
Finanzmittel dafür bereitzustellen", bemerkte Landrat Handwerker. Wegen Topografie und Bodenbeschaffenheit geben viele EiÂgentümer die unrentable
Bewirtschaftung auf, so dass den artenreichen Flächen die VerÂwilderung droht. Jochen Bopp
FT 19.02.2003
Bei Königsberg laufen für die Ziegenbeweidung im bundesweiten Mosaikprojekt die Fäden zusammen
KREIS HASSBERGE. Die wenigsten, die die Ziegen auf der Wart bei Königsberg sehen, wissen, welches Netzwerk sich dahinter verbirgt. Schlicht benannt als
Ziegen-Mosaikprojekt. Es läuft im Herbst aus, und noch sind die Ergebnisse auf dem Papier nicht aufgelistet, doch könnte es sein, dass das Projekt die
Weichen für moderne Landschaftspflege stellt.
von Brigitte Krause
Wissenschaft und Alltag – in kaum einem anderen Projekt im Kreis dürften diese Welten so aufeinandergestoßen sein wie hier. Finanziert von ganz oben,
dem Bundesforschungsministerium, beschäftigen sich Naturwissenschaftler von fünf Universitäten aus ganz Deutschland mit diesem 7,2 Hektar großen
Fleckchen Erde – dazu eine kleine Gruppe der Lebenshilfe Sylbach und eine Handvoll Haßfurter.
Eine ganze Menge schlauer Köpfe am Werk
Während die Züchter der Uni Kassel/Witzenhausen an ihrer robusten Landschaftspflegeziege tüfteln, einem Gemisch aus Bunter Deutscher Edelziege
, Buren- und Kaschmirziege, recherchieren Biologen und Zoologen (vom Biozentrum der Uni Würzburg, dem Umweltforschungszentrum Leipzig und der
Uni Oldenburg), welchen Einfluss die Ziegenbeweidung auf Flora und Fauna hat. Dazu rechnet ein Agrarökonom (Uni Rostock) aus, wie sich deren Kosten zu der
„althergebrachten“ und im Naturschutz üblichen einmaligen Mahd oder dem Fräsen der Fläche mittels Motorfräse (das bremst die Verbuschung) verhalten.
Sie alle könnten ihre Forschungsarbeit, die immerhin bis zur Simulation biologischer Modelle am Computer reicht, nicht tun, zögen nicht die
Verantwortlichen der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis, der Obere Naturschutz Würzburg und die Stadt Königsberg als Koordinator für die über 40
Grundstückseigentümer an einem Strang.
Bei der Aufzählung aller Beteiligter geht einem leicht die Puste aus, da ist schnell jemand vergessen. Zum Beispiel Pia Hornung, in deren Stallung in
Steinbach die 43 Witzenhäuser Landschaftsziegen gegenwärtig überwintern. Dort bekommen die Tiere gerade jetzt ihren Nachwuchs – „und dann gibt's ein
Gewusel,“ freut sich Pia Hornung.
Das war im ersten Projektjahr anders: Heulen und Zähneklappern. Warum? Ursprünglich hatten die Wissenschaftler die ganzjährige Ziegenbeweidung
erproben wollen. Vor allem, weil im Winter, wenn die Ziegen hungrig sind, sie die nährstoffreichen Knospen der Wildbüsche und Sträucher abbeißen und damit
das Gelände freihalten. So bleibt Platz für seltene Kräuter und Pflanzen, die ihrerseits ganz bestimmte Insekten- und Falterarten nach sich ziehen.
Natürliche Landschaftspflege im „Garten Eden“ also, ohne teure technische Maßnahmen, gleichzeitig verträglich mit den strengen Reglementierungen im
Naturschutzgebiet.
Immer unter fachlichem Beistand des Tierarztes Die Idee ist gut, aber in der Praxis sah zuerst einiges ganz anders aus. Gar
nicht zu reden von manch kritischer Stimme, die die „harte“ Tierhaltung bemängelte. Doch hier hatten die Projektverantwortlichen vorgebaut: „Wir
hatten zu jedem Zeitpunkt den Tierarzt dabei“, betont Dr. Elisabeth Obermaier, die für das Biozentrum der Uni Würzburg an deren Ökologischer Außenstation in
Fabrikschleichach die Projektkoordination inne hat. Die Ziegen blieben also im ersten Jahr draußen und bekamen dort ihre Zicklein, von denen einige nicht
überlebten, weil sie der Fuchs holte. Immerhin 24 Jungtiere kamen durch. Trotzdem traurig waren die Helfer aus der Behindertenwohngruppe der
Lebenshilfe Sylbach, die von Anfang an mit der Betreuung beauftragt war. Hilmar Schraub, bei der Lebenshilfe der Ansprechpartner für das Ziegenprojekt,
erinnert sich daran, als man Neuland beschritt. Nicht nur die Behinderten, die für die Wasserversorgung, den Zaun, die Klauenpflege, eventuelle
Wundversorgung und das Zählen der Herde zuständig waren. Auch Ziegenzüchter, die man befragte, wussten nicht, dass sich Ziegen in freier
Natur wie die Rehe verhalten, wenn sie Junge bekommen. Das sorgte nämlich am Anfang für Verwirrung; Schraub: „Wir haben erst nicht durchgeblickt und
waren völlig verunsichert.“ Die besorgten Betreuer fanden die Neugeborenen in der Flur, die Mütter bei der Herde. Man trug die Kinder den Müttern nach.
Inzwischen wissen die Helfer, dass sich in freier Natur die Mutter nach einer Weile von der Herde absondert und ihr Junges versorgt.
Wenn Hilmar Schraub heute zurückblickt, zieht er als Resümee: Es ist eine Bereicherung. Nach der Arbeit in den Behindertenwerkstätten Augsfeld kommt
man im Wohnheim zum Kaffee zusammen, dann brechen (früher täglich, aber jetzt im Wechsel mit dem Haßfurter Helferkreis) vier bis fünf Freiwillige mit
dem Kleinbus auf. Es hat sich schon ein kleiner Kreis Begeisterter zusammengefunden. Werner Kilian oder Sven Rink. Sie wissen ganz genau, was
alles in den Bus gepackt werden muss: Wasser, etwas Hafer zum Anlocken, Utensilien zur Klauenpflege und Desinfektionsspray, wenn sich eine Ziege mal
verletzt hat. Das Zählen ist wichtig, und das regelmäßige Beschneiden der Klauen. Denn Ziegen stammen vom Steinbock ab, und der fühlt sich am
wohlsten auf steinigem Untergrund. Daher liegt auf der Wart ein großer Haufen Steine, auf dem die Ziegen gerne herumturnen.
Mittlerweile haben sich die Lebenshilfe-Betreuer schon eine ganze Menge Wissen angeeignet und, wie Hilmar Schraub sagt, „große Lernprozesse“
bewältigt. Das gilt auch für die Ziegen, die „ihren“ Bus am Hupen erkennen und sich von den scheuen Wilden in fast handzahme Haustiere verwandeln. Gelernt
haben die Behinderten, wie sie gemeinsam der „Ziegenbande“ Herr werden, denn die drückt sich gerne vor dem Klauenschneiden und muss daher erst in
den dafür angelegten engen Pferch getrieben werden.
Abgesehen von den Unbilden des Wetters oder anderen Umständen („Der Bock stinkt!“, sagten etliche naserümpfend, nachdem das männliche Zuchttier zum
Decken der Geißen zur Herde gebracht worden war) hat man im Zusammenspiel mit dem Helferkreis nun schon den Bogen raus und würde gerne weitermachen,
wenn das Problem Finanzen geklärt wäre. Denn, auch wenn es nur drei bis vier Mal in der Woche ist, es bleiben pro Fahrt 15 Kilometer hin und zurück, und die
kosten eben Geld, das die Lebenshilfe in Sylbach nicht hat. Wäre dieser leidige Punkt geklärt, würden die Behinderten sich gerne weiter um „ihre“ Ziegen bei
Königsberg kümmern.
Dass das Ziegenprojekt auf der Hohen Wart weitergeführt würde, das wünschten sich auch die behördlichen Naturschützer, bestätigt Klaus
Haubensack vom Landratsamt Haßberge. Die Ziegenbeweidung im Naturschutzgebiet sei „für uns hochinteressant“, sagt Haubensack auch für
Martin Heidler von der Oberen Naturschutzbehörde in Würzburg. Wichtig für den Naturschutz sei es, dass in der Landschaftspflege eine „gewisse Nutzung“
enthalten sei. Hier befindet sich, wie aus Haubensacks Worten deutlich wurde, der Naturschutz im Fluss. Eine mächtige Bewegung haben wohl alle Beteiligten
seit dem schweren ersten Projektjahr mitgemacht, jedoch auch viel gelernt.
Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist Helene Rümer, Mitarbeiterin der Ökologischen Station Fabrikschleichach. Mehr als einmal rief sie die Lebenshilfe
an, wenn die schlauen Ziegen auf der Suche nach Leckerbissen wieder über den Wildzaun geklettert waren. Der war eh schon ein Kompromiss (denn in
Naturschutzgebieten ist die Koppelhaltung von Tieren nicht erlaubt) und anfangs in enger Absprache mit der Naturschutzbehörde in seiner Höhe
verringert worden, um das Untersuchungsgebiet nicht künstlich „abzudichten“.
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg ... „Doch wo ein Reh drüberkommt, kommt auch eine Ziege rüber,“ so Helene
Rümer, die, nachdem die Ziegen auch die über den Zaun gespannte Elektrolitze überwunden hatten, erst einmal mit ihrem Latein am Ende war. Ihre zündende
Idee, wie sie im Rückblick feststellt, war der Helferkreis in Gestalt von Josef Hornung und seinen Freunden. Gemeinsam im TV Haßfurt engagiert, sprach
Helene Rümer mit Hornung, der sich für das Ziegenprojekt erwärmte.
Und die Nuss knackte. Hornung, bekannt von seinem Mitwirken im Haßfurter „Hasenterzett“, knobelte mit Helene Rümer eine haltbare Zaunkombination aus
mit Hilfe von Fahrradgummi, hölzernen Abstandhaltern und „Seppers Haselnussstecken“. Und ein Zaun ist aus einem weiteren Grund wichtig: Denn
in einem naturgeschützten Gebiet soll kein Nährstoffeintrag erfolgen, um die Natur nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Daher dürfen die Ziegen den
Hafer nur in ganz geringen Mengen (zum Heranlocken) bekommen und sollen, auch wenn's gut gemeint ist, kein Extraleckerle erhalten. Denn der Ziegenmist
düngt ja wieder das Gelände, und das darf nicht überdüngt werden, um bestimmte Pflanzenarten nicht zu „vertreiben“.
Nachdem das zweite Projektjahr 2002 viel besser verlief, ist heute Projektkoordinatorin Dr. Elisabeth Obermaier sehr zuversichtlich, dass die mit
den Daten „gefütterten“ acht Doktoranden an vier Universitäten brauchbare Arbeiten abliefern: „Das Projekt hat unsere Erwartungen erfüllt.“
Vergleichsflächen zu der Ziegenbeweidung waren angelegt worden, die zum einen wie gewohnt mit einmaliger Mahd, zum anderen nach der Fräsmethode
bearbeitet wurden. Mit den technischen Methoden hielten die Ziegen locker mit: „Die verbeißen wunderbar die schlimmsten Schlehenbüsche“, so Dr. Obermaier.
Durch den Verbiss blieb das Gelände offen, die „Fleckenhaftigkeit“ der Pflanzenwelt auf dem Halbmagerrasen erhalten. Untersucht wurden zum
Vergleich die Populationszahlen von Tagfaltern, Bienen und Wespen, Heuschrecken und Spinnen.
Als persönlich besonders bereichernd empfindet die Expertin den jährlich einmal stattfindenden „runden Tisch“, an dem sich alle Beteiligten zusammensetzen –
demnächst am 24. Februar. Dieser Erfahrungsaustausch der Forscher mit den Praktikern ist sehr fruchtbar und sinnvoll, weil er herausführt, aus dem
„elfenbeinernen Turm“.
Jetzt wird alles genau durchgerechnet Inwieweit sich die Ziegenbeweidung einmal tatsächlich für bestimmte
Naturschutzbereiche einbürgern und durchsetzen könnte, das kommt sicher noch auf den Agrarökonomen an der Uni Rostock an. Die
betriebswirtschaftlichen Berechnungen von Professor Hans Kögl könnten vielleicht irgendwann einmal den einen oder anderen Landwirt zur
Ziegenbeweidung à la Königsberg inspirieren. Schließlich dürfte sich das naturreine Ziegenfleisch wegen seiner Qualität bei ernährungsbewussten
Verbrauchern gut vermarkten lassen. Anfragen hat Helene Rümer jedenfalls schon. Nicht nur von Privatleuten, sondern auch aus der gehobenen
Gastronomie. Aus der Natur für die Natur – da schmeckt der Braten doch noch einmal so gut.
Das Bild von den 4 Zickleins wurde aus der Homepage von Helene Rümer entnommen: http://ruemer.schnell-im-netz.de
Seltenes Kraut bei Bundorf entdeckt FT 11.08.2001
Der Standort ist ein Magerrasenbiotop, das durch Landschaftspflege wieder hergestellt worden ist KREIS HASSBERGE. Den sichtbaren großen Erfolg für eine
Landschaftspflegemaßnahme präsentiert die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt. Am Südhang des Gärtenberges in der Gemarkung Neuses
(Gemeinde Bundorf) wurde eine äußerst seltene Pflanze entdeckt, die seit 80 Jahren in der ganzen Region nicht mehr nachgewiesen worden ist: das Gabel
-Leimkraut (Silene dichotoma). Für den Diplom-Biologen Otto Elsner, der seinerzeit für den Landkreis Haßberge
die Biotopkartierung erstellt hat, ist das Wärme liebende Kraut eine kleine botanische Sensation. "Das Gabel-Leimkraut bevorzugt ungedüngte,
nährstoffarme, sehr trockene und warme Standorte, wie sie in Deutschland nur sehr selten zu finden sind", weiß der Experte. Die weißblühende und etwa 60
bis 80 Zentimeter hohe Pflanze sei daher im östlichen Mittelmeerraum häufiger zu finden als hierzulande.
Wegen seiner Vorliebe für heiße und karge Standorte ist das Gabel-Leimkraut für Elsner gleichzeitig der botanische Beleg, dass die Südhänge des oberen
Baunachtales, wozu der Gärtenberg zählt, einzigartige Standorte für Magerrasenbiotope darstellen. Gerade diese insekten- und kräuterreichen
Blumenwiesen sind es ja, für die der Landkreis Haßberge in den Naturschutzkreisen berühmt ist.
Die zuständige Fachkraft für Landschaftspflege im Landratsamt, Claus Haubensack, berichtet Näheres von diesem Gebiet im nördlichen Haßbergekreis.
Die pflanzenkundlich hochinteressanten Flächen gehörten zum Übergang zwischen den Naturräumen Haßberge und Grabfeld. "Der Südhang des
Gärtenberges, auf dem das seltene Gabel-Leimkraut gefunden wurde, war früher Teil eines durchgehenden Biotopsystems mit Magerrasen, der als
Grünland bewirtschaftet wurde." Dieses Biotop zog sich an der südöstlichen Hangkante des Baunachtales als
schmaler Streifen von Neuses über die Gemarkung Bundorf bis zur Landkreisgrenze." Die trockenen und kargen Hangwiesen waren für die Bauern
aber allmählich zu wenig ertragreich und wurden teilweise bereits vor Jahrzehnten nicht mehr gemäht. Die Folge war, dass sie allmählich verbuschten
und inzwischen großenteils mit einem meterhohen Gestrüpp hauptsächlich aus Hartriegel und Schlehe, teilweise aber auch mit wilden Rosen sowie
Zwetschgen-, Kirschen-, Apfel- oder Birnenwildlingen bedeckt sind. In dem Teil des Gärtenberges, der in der Gemarkung Bundorf liegt, wurde das
frühere Magerrasenbiotop dicht mit Kiefern aufgeforstet, die aber nur vor sich hinkümmern. 1994 wurde ein etwa zwei Hektar großes Areal am Gärtenberg im
Rahmen der Landschaftspflege im Auftrag des Landratsamtes entbuscht und seither einmal im Jahr im Spätsommer gemäht.
Bisher wurden für diese Maßnahme 60000 Mark ausgegeben. Die Landwirte, die die Pflege als Mitglieder des Maschinenrings Haßgau in ihrer Obhut haben,
konnten dadurch einen Zusatzverdienst erzielen. Bei der Entbuschung wurden einzelne Hecken und Obstgehölze stehen gelassen
, so dass der Hang einen abwechslungsreichen Anblick bietet. Mittlerweile präsentieren sich die Magerwiesen selbst für das Auge des unbedarften
Wanderers besonders im Frühjahr und im frühen Sommer als wahre Blütenteppiche in vielen Farben, mit Acker-Wachtelweizen, Österreichischem
Lein, Hirsch- Haarstrang, Echtem Tausendgüldenkraut, Glockenblumen, Jakobskraut, Margeriten, Kartäusernelken, Flockenblumen, verschiedenen
Distelsorten und anderen Pflanzen. Dem Botaniker zeigen die wieder hergestellten Wiesen am Gärtenberg wieder den alten Artenreichtum mit über
100 Sorten von Gräsern, Kräutern und anderen Blütenpflanzen. Das belege, wie erfolgreich die Landschaftspflegemaßnahme in nur sieben
Jahren gewirkt habe, meint Haubensack. Biologe Otto Elsner ergänzt: "Das Gabel-Leimkraut ist der greifbare Beweis dafür."
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