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BUND Naturschutz
Ebern
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Pflanze oder Tier des Monats
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Fledermausart: Mausohr (Myotis myotis)
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Fotos: Harald Amon |
So allerlei wird ihnen nachgesagt. Früher glaubte man, sie würden sich heimlich des nächtens über die
Speck- und Fleischvorräte hermachen. Des weiteren fürchteten langhaarige Mädchen um ihre Haarpracht, denn es hieß, die Tiere verfangen sich auf immer und ewig darin. Am meisten waren
sie jedoch in Verruf geraten weil behauptet wurde, sie würden mit den Vampiren gemeinsame Sache machen und das Blut von unschuldigen Menschen saugen. Einer der Pioniere, welcher
versuchte mit den abergläubischen Behauptungen Schluss zu machen war der 1822 in Nürnberg geborene Andreas Johannes Jäckel. Während seines späteren Wirkens als Pfarrer widmete er
sich vielen eingehenden Studien über Fledermäuse. Vor allem versucht er Neues über die Tiere zu erfahren und war immer wieder bestrebt den Nutzen dieser einzigartigen fliegenden
Säuger hervorzuheben. Er sammelte Einiges an Informationen über die geheimnisvollen Flieger. Bereits zu Jäckels Zeit galt das Mausohr (Myotis myotis) als eine der weit
verbreitetsten Fledermausarten in Bayern. Auch heute ist diese Art in Bayern zumindest im Sommer nahezu flächendeckend verbreitet. Bei den alljährlich stattfindenden
Wochenstubenkontrollen im Sommer bekommen die Fledermauszähler sogar diese Art zu Gesicht. Des weiteren finden – auch hier im Landkreis- jeden Winter Bestandskontrollen durch den Arbeitskreis Fledermaus des Bundes Naturschutz
in den Winterquartiere statt. Die Verbreitung des Mausohrs im Winter spiegelt die Verteilung der unterirdischen Quartiere sehr gut wieder. In unserer
Region finden sich besonders viele dieser Quartiere, besonders in der Frankenalb, in den Hassbergen und im Steigerwald.
Durch diese weiß man Kontrollen, dass sich die Mausohrbestände seit Mitte der 80-er Jahre bayernweit etwas erholt haben. Trotzdem muss man sich weiterhin auch um diese Art sorgen.
Während des Sommers findet man die Wochenstuben dieser Art auch bei uns im Landkreis vor allem in den Dachstühlen von Kirchen und in
Kirchtürmen, seltener auch in Schlössern. In diesem Jahr konnten in solchen Gebäuden und sogar in einer Schule wieder über 3.000 Mausohren gezählt werden. Diese Zahl beziffert jedoch
ebenfalls nur einen Bruchteil der ehemals hier lebenden Tiere. Hier findet man vor allem Weibchen, die über zweijährigen Tiere auch mit ihren Jungen. Jedes Weibchen bringt in
der Regel ab Anfang Juni ein Junges zur Welt. Hin und wieder wurden auch schon Zwillingsgeburten beobachtet. Außerhalb der Wochenstubenzeit leben die Mausohren im Sommer allein oder in
Kleingruppen zusammen. Die Männchen sind im Sommer oft eigenbrödlerisch, sie leben entweder allein oder falls sie doch in Wochenstubenquartieren auftauchen, bevorzugen sie gesonderte
Hangplätze. Im Winter suchen sich die Tiere andere, geschütztere Quartiere in Bergwerksstollen, Burgruinen. Bei uns im Landkreis stellen
vorrangig Felsenkellern den winterlichen Aufenthaltsort dar.
Da sie sich gern in tiefen Spalten verkriechen, sind sie jedoch wesentlich schwerer zu entdecken als an den einschlägigen Sommerplätzen. Insofern
nicht genügend Winterquartiere in der Nähe der Sommerplätze vorhanden sind, wandern die Tiere bis zu 200km weit. Bei der Nahrungssuche kommen Laubwaldbeständen eine
Schlüsselrolle zu. Untersuchungen zeigten sogar, dass die Tiere, wenn möglich, nahezu ausschließlich in Laubwäldern jagen und Nadelwälder sowie
Offenland eher meiden. Bei uns sind alte Buchen- und Buchenmischwälder, mit einer dicken Laubstreuauflage und fehlender Kraut- und Strauchschicht charakteristisch für
Mausohrjagdreviere. Wesentlich ist, dass die Umgebung einen ungehinderten Jagdflug dicht am Boden ermöglicht. Bei der Nahrungssuche stellen Mausohren etwas Besonderes dar. Als einzigste Fledermausart suchen sie am Boden ihre Leckerbissen.
Sie fressen im Wesentlichen flugunfähige Laufkäfer, die sie anhand der Krabbelgeräusche am Boden orten können. Bevorzugt werden große Brocken, ab 1cm Körperlänge. Bei der Suche nach geeigneten Happen hilft diesen Fledermäusen ihr Geruchssinn weiter. Die Beute wird, oft nach kurzem Rütteln, bei einer schnellen Landung mit ausgebreiteten Flügeln oder direkt aus dem Flug aufgenommen. Gefressen wir häufig während des Flugs mit vernehmlichen Schmatzen. Mehrere Tiere teilen sich oft ein Jagdrevier. Pro Nacht werden verschiedene Reviere für jeweils etwa eine halbe Stunde aufgesucht. So kann der Aktionsraum eines Tieres für die Jagd mit mehreren Revieren einige hundert Hektar betragen.
Obwohl das Mausohr eine der häufigen Fledermausarten bei uns ist, gibt es jedoch bei weitem kein Grund sich zufrieden zurück zu lehnen. Bereits seit
1936 stehen diese Tiere unter gesetzlichen Schutz, trotzdem gehen die Bestände vor allem seit den 50-er Jahren drastisch zurück. Manche
Arten weisen heute nur noch etwa 5-10% ihrer ehemaligen Bestandsgrößen auf. Bei uns im Landkreis sind ebenfalls alle der 13 nachgewiesenen
Fledermausarten auf der Roten Liste zu finden.
Hauptgründe für den Rückgang der seit etwa 50 Millionen Jahren auf unserer Erde lebenden Tiere sind vor allem die immer weiter voranschreitende Einengung
ihrer Lebensräume sowie der stetige Rückgang der Vielfalt unserer Landschaft. Außerdem nimmt auch die Zahl der ungestörten Sommer- und Winterquartiere nach wie vor ab. Häuser werden heutzutage so abgedichtet, dass Arten die sich gern in Siedlungsräumen aufhalten hier kaum noch Unterkünfte vorfinden. Des weiteren gefährden
Gifte wie Insektizide und Holzschutzmittel die Bestände der wendigen Flieger. Doch seit den 80-er Jahren gibt es Hoffnung für das Mausohr und Co.. So gibt es mittlerweile
zwei Koordinationsstellen für den Fledermausschutz, eine für Nord- und eine für Südbayern. Auch die Öffentlichkeitsarbeit rund um die Fledermäuse hat stark zugenommen. Interessierte
Mitmenschen und auch Behörden können sich jederzeit an die Koordinationsstellen wenden und werden dort fachlich korrekt und umfassend beraten. Auch
hier im Landkreis finden sie beim Bund Naturschutz, im Arbeitskreis Fledermäuse, kompetenten Rat zu dieser Tiergruppe. Des weiteren wurden bereits öfters Führungen zum Thema
Fledermaus von der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz angeboten. Hierbei bekommt man viel über die spannende Biologie dieser Tiere erzählt und kann die mit unseren Ohren sonst nicht zu
vernehmenden Orientierungsrufe im Ultraschallbereich mit Hilfe eines sogenannten „Bat“-Detektors hören.
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Der Speierling
Er hatte bereits 1993 die Ehre, den Titel „Baum des Jahres“ zu tragen. Bis dahin war der Speierling (Sórbus doméstica) ziemlich unbekannt, doch der Titel verhalf der Art zu neuer Prominenz und es wurde viel über ihn
berichtet. Infolgedessen kam es in Mode Speierlinge zu pflanzen. Allerdings waren die Baumschulen nicht darauf
vorbereitet, so dass es zu akuten Engpässen mit der Versorgung mit Speierlingsetzlingen kam. Die Baumschulen
beschwerten sich, dass sie nicht frühzeitig informiert wurden, um dem Ansturm gerecht zu werden. Allerdings
erfreute sich der Speierling von nun an mehrere Jahre großer Beliebtheit, so dass etwa 600.000 Neupflanzungen
erfolgten. Beachtenswert ist dabei, dass es zuvor nur etwa 4.000 Altbäumen in Deutschland bekannt waren. Damit
bekam die Baumart neuen Aufwind. Denn besonders problematisch stellte sich lange Zeit die Nachzucht des
mediteranen Einwanderers dar, da die sonst üblichen Baumschulverfahren mit Freilandsaaten missraten. Doch mittlerweile gelingt die einst für unmöglich gehaltene Nachzucht.
Mittlerweile sind wiederum über 10 Jahre vergangen und der Eine oder Andere fragt sich vielleicht wieder, „Was
ist ein Speierling oder Spierbaum, wie er auch genannt wird?“. Es handelt sich um eine Baumart, die sich hier in Unterfranken sehr wohl fühlt.
Er bevorzugt kalkreiche und relativ trockene Böden in warmen Lagen. Letzteres scheint besonders wichtig für die Art zu sein. Was auch
sinnvoll erscheint, wenn man bedenkt, dass es sich um einen Einwanderer aus warmen Gefilden handelt, der bereits vor langer Zeit mit den Römern seinen Weg in unserer Breiten fand. Der Botaniker Otto Elsner, der die Pflanzenwelt unseres Landkreises wie seine Westentasche kennt vermutet, dass große Hitze am
Standort der ausschlaggebende Faktor für eine natürliche Verjüngung des Speierlings ist. Günstige
Bedingungen findet die hier beschriebene Schmerbirne in den südhessischen Kernobstkeltereiregionen und vor
allem in den unterfränkischen Weinbaugebieten. Auch in unserem Landkreis kann der aufmerksame Beobachter
Speierlinge entdecken. Immer dort wo Weinbau stattfindet oder früher betrieben wurde kann man auf die Spieräpfel treffen. Das schönste Exemplar in unserem Landkreis, bei dem es sich sogar um ein einzeln
stehendes Naturdenkmal handelt, findet man in Zell am Ebelsberg. Aber auch bei Prappach und bei Krum kann man Speierlinge ebenso finden wie im Rottensteiner Forst.
Im Forst haben diese Bäume jedoch häufig ihre liebe Not sich gegen wüchsigere Waldbäumen im Kampf um das so wichtige Licht durchzusetzen.
Da Fichten und Buchen eine weitaus größere Höhe erreichen können, hat der Speierling oft das Nachsehen. Eine
Chance haben sie, wenn sie freigestellt werden oder eher am Waldrand wachsen. Neben trockenen Waldgebieten eignen sich vor allem Streuobstwiesen als Lebensraum für die Art. Wobei sie es auf den Wiesen zu imposanteren Erscheinungen schaffen. Dazu haben sie jedoch auch genügend Zeit, während ihrer Lebensdauer von bis zu 500 Jahren können diese Bäume trotz ihres nur sehr langsamen Wachstums etwa 20m hoch
werden und prächtige große Kronen entwickeln.
Die Rinde erinnert an Eichen, während viele Betrachter den Baum wegen seiner Blattform für eine
Vogelbeere halten.
Die etwa kirschgroßen Früchte, die der Baum fast jährlich tragen kann, variieren sehr stark in der Form. Der
aufmerksame Leser wird die zahlreichen Volksnamen dieser Art sicher bemerkt haben und sich über die doch recht unterschiedlichen Namen Schmerbirne
und Spierapfel gewundert haben. Das liegt in der Form der Früchte. So gibt es apfel- und birnenförmige Variationen
, die dann in Mengen bis zu 1000 kg an den Bäumen hängen. Zur Zeit der Ernte Anfang September
, wenn sie noch hart und unreif sind, weisen sie einen sehr hohen Tanningehalt
auf. Während des Reifens ändert sich aufgrund von Änderungen in den Inhaltstoffen neben dem Geschmack, der
zunächst extrem bitter, herb, zusammenziehend ist und einen pelzigen Film auf der Zungehinterlässt, auch die
Konsistenz. Sie wird während des Reifeprozesses weich, teigig, breiig und morsch. Später trocknen die Früchte
aus und sind dann recht saftarm. Bei reifen Exemplaren werden die Gerbstoffe abgebaut und hohe Zuckergehalte
treten hervor. Die Früchte sind dann wohlschmeckend, fadsüßlich, fast wie Apfelsaft und besitzen ein
bratapfelähnliches Aroma. Es ähnelt denen von Mispeln. Es gibt aber auch solche, die nach Birnen duften. Die
Wirkung der Gerbstoffe in den unreifen Früchten kann man sich zu Nutze machen und mit ihr Marmeladen, Gelees
zu einem längeren Überdauern verhelfen. Die in Gläser eingemachten Früchte durften sich früher noch als
Hausmittel gegen Ruhr, Durchfall und Erbrechen bewähren. Doch ihre Hauptverwendung finden sie im Apfelwein.
Schon J. L. Christ schreibt 1797 im Handbuch über die Obstbaumzucht: "Man hat entdeckt, dass die Früchte einen
vortrefflichen Wein ergeben. Der Wein wird nicht von Farbe sehr schön, sondern auch stark und gut. Es müssen
aber Äpfel mit untergekeltert werden, da dann ein Malter Speierling und zwei Malter Äpfel ein Ohm vortrefflichen
Cyder ergeben." Und so wird es noch heute gemacht.Gleich nach der Ernte werden die Früchte des Speierlings
gekeltert und der Most in Fässer gefüllt. Erst wenn die Hauptgärung des Apfelmostes abgeschlossen ist, wird der
schon vorher ausgepresste Speierlingssaft dem gärenden Apfelmost beigegeben. Speierlingssaft klärt den
Apfelwein, verhilft ihm zu längerer Haltbarkeit und verleiht ihm vor allem den von den Apfelweintrinkern so
geschätzten unverwechselbaren Geschmack, der mit anderen Mitteln nicht zu erreichen ist. Mühsam und selten
anzutreffen ist dagegen die Produktion eines guten Edelbrandes, „Sorbette“ oder „Sperbelschnaps“ genannt. Da die
Früchte schwer zu beschaffen sind, ist der Preis natürlich höher als bei den bekannten Obstlern.In Italien werden die Früchte heute noch auf den Märkten als Obst gehandelt.
Also halten sie beim nächsten Spaziergang die Augen auf, vielleicht begegnen sie einem dieser hoch
interessanten Bäume oder sie haben Lust bekommen ihre eigene Streuobstwiese mit einem Speierling zu bereichern.
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Pilze und Flechten
Es gibt Pflanzen und es gibt Tiere, das weiß jedes Kind.
Das Pilze nicht zu den Pflanzen gehören, weiß schon wieder nicht mehr jeder.
Außerdem gibt es Lebensformen die sich miteinander arrangieren und völlig eigenwillige Gemeinschaften bilden. Gesehen hat diese besonderen Lebensgemeinschaften bestimmt schon jeder. Doch es ist sicher nicht jedem bewusst, um was es sich dabei handelt. Sie wachsen an den unwirtlichsten Plätzen, sowie auf kargem Fels und in großer Kälte. Sie überleben auch noch bei – 48 Grad Celsius und bei bis zu 80 Grad Celsius. Außerdem sind sie an Mauern und an den Wetterseiten der Bäume zu finden. Manche sind von strauchartiger Gestalt, andere schmiegen sich wie eine Kruste an den Untergrund und wieder andere haben blattartige Strukturen. Bei diesen wunderlichen Gestalten handelt es sich um Flechten.
Bei den Flechten handelt es sich um uralte Lebensformen, die in Urzeiten bereits das Land besiedelten. Auch heute gehören
sie zu den Pionieren bei der Besiedlung neuer Lebensräume. Nur sie schaffen es unter allen mehrzelligen Lebewesen, auf extremen Standorten wie neu entstandene nackte Felsen
beispielsweise nach Vulkanausbrüchen oder nach dem Zurückweichen von Gletschern zu überleben. Die Fähigkeit zu diesen Pionierleistungen ist nur aufgrund der besonderen
Form des Zusammenlebens von Pilz und Alge möglich. Man spricht dabei von einer Symbiose. Das heißt sowohl der eine als auch
der andere Symbiosenpartner hat einen Nutzen von dieser Gemeinschaft. Denn in dieser Gemeinschaft besitzen Flechten Fähigkeiten, die weder der Pilz noch die Alge als
Einzellebewesen aufweisen. Beispielsweise würde dem Pilz auf felsigem Untergrund das organische Substrat für das Wachstum fehlen,
während für eine einzelne Alge an dieser Stelle die Gefahr der Austrocknung sehr hoch wäre. Doch gemeinsam sind sie stark. Das liegt daran, dass die Alge,
häufig eine Grünalgen, die Versorgung mit organischen Verbindungen durch die, den Pflanzen eigene Photosynthese, für sich und den Pilz sicherstellt. Als Gegenleistung
bietet er Pilz der Alge einen Lebensraum und Schutz vor Austrocknung. Befinden sich die Flechten an Bäumen, besteht für Selbigen keine Gefahr. Denn Flechten sind keine
Parasiten. Man spricht bei ihnen von Epyphyten denen der Baum lediglich als Untergrund zum Festsitzen dient. Der reibungslose Ablauf des „Füreinandersorgens“
wird durch den speziellen Aufbau von Flechten gewährleistet. Die Alge befindet sich im windgeschützten Inneren des Pilzfadengeflechts, während der Pilz mit speziellen
Fäden und sogenannten Saughyphen die Nährstoffe von der Alge bezieht. Dieses unschlagbare Team ist jedoch auch Gefahren ausgesetzt. Denn die Lebensgemeinschaft befindet
sich in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht. Schädliche Einflüsse können schnell zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen führen. Dies ist fatal wenn man bedenkt, dass
nur sehr langsam wachsen. Einige Arten schaffen nur wenige Millimeter pro Jahr. Allerdings können Flechten wenn sie einmal da sind,
mehrere hundert Jahre alt werden. Des weiteren ist eine Feuchtigkeitszufuhr aus der Umgebung unabdingbar. Flechten enthalten nur soviel Wasser wie die sie umgebende
Luft, da sie ihren Wasserhaushalt nicht selbst regulieren können. Um wachsen zu können ist eine Wasserversorgung aus der Umgebung notwendig, was erklärt, warum sie oft auf
Wetterseiten zu finden sind. Aufgrund ihrer Empfindlichkeit dienen sie als verlässlicher Indikator für die Luftqualität.
In Gebieten mit hoher Schadstoffbelastung in der Luft wird man sie seltener finden
als beispielsweise in den oft nebelverhangenen Bergwäldern mit geringerer Schadstoffbelastung. Flechten kommen jedoch nicht nur als Luftindikator zum Einsatz. Auch in der Medizin finden sie Verwendung. Ein recht bekannter Vertreter, der auch in unserem Landkreis zu finden ist, ist die
Islandflechte (Cetraria islandica), besser bekannt als Isländisches Moos.
Wie der Name schon sagt, fühlt sich diese Art in arktischen Regionen der nördlichen Hemisphäre am wohlsten. Allerdings muss man sich bei uns sehr anstrengen ein Exemplar
dieser geschützten Flechte zu finden. Nachweise gibt es hier im Landkreis nur von einem Kalkmagerrasen am Seeweg bei Kerbfeld.
Die Exemplare der Islandflechte die in der Medizin Verwendung finden, stammen vor allem aus Bulgarien, dem ehemaligen Jugoslawien, Rumänien und Russland. Das Isländische Moos oder auch Fieberflechte genannt, enthält verschiedene Schleimstoffe, bittere Flechtensäuren und ätherische Öle. Die Schleimstoffe finden in Lutschpastillen Verwendung und wirken hustenmildernd. Möchte man sich selbst ein die Abwehrkräfte stimulierendes Getränk brauen, sollte man einen Teelöffel zerstoßener Flechten mit etwa 150ml heißem Wasser übergießen und etwa 10 Minuten ziehen lassen. Die Flechtensäuren wirken ihrerseits antibiotisch. Sie haben jedoch auch noch eine wichtige Funktion bei der Verwitterung von Gestein.
Das Beispiel des Isländischen Mooses zeigt, dass auch unauffällige Organismen interessante Geschichten haben. Sie können auch uns
helfen, manche Gefahren – wie beispielsweise erhöhte Luftverschmutzung - frühzeitig zu erkennen. Wir sollten es Ihnen danken, indem wir auf unsere Umwelt
Rücksicht nehmen und jeder Einzelne versucht einen Beitrag zum Erhalt unsere heimischen Natur zu leisten.
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Foto: Otto Elsner |
Die Art des Monats September
Die Gold-Aster (Aster linosyris) Bei Aufenthalten draußen in der Natur werden aufmerksame Spaziergänger und
Naturfreunde sie möglicherweise bereits entdeckt haben. Flächige Bestände der- wie der Name Gold-Aster bereits vermuten lässt - gelbblühenden Pflanze. Vor allem im
Nordwesten des Landkreises am Haßbergtrauf, um Nassach herum finden sich die meisten Bestände der Gold-Aster. Aber auch bei Zell am Ebelsberg am Steigerwaldtrauf kann man
sie entdecken. Die Blüten zeigen ihre Pracht vorrangig an brach gefallenen Trockenhängen und warmen Waldrändern. Das zeigt bereits, das es diese Pflanze gerne etwas
wärmer mag. Das ist auch kein Wunder, denn es handelt sich bei diesem Korbblütler um eine submediteran bis gemäßigt kontinental verbreitete Art. Bei uns kommt diese Aster
daher auch weitestgehend nur in Südddeutschland vor. Hier in Nordbayern findet man die Frostbeule nur an solchen wärmebegünstigten Plätzen wie eben Hassberg- und
Steigerwaldtrauf. Europaweit gilt die Gold-Aster als ungefährdet und mäßig häufig. Bei uns befindet sich diese Pflanze allerdings auf beständigem Rückzug. Der Grund
hierfür liegt wie so oft auf der Hand. Vor allem die nach wie vor intensive Landnutzung und der weitere Rückgang naturnaher und extensiv genutzter Flächen treiben die
Gold-Aster in die Enge. Es sollte jedoch jedem ein Anliegen sein, mit dafür zu sorgen, dass die Gold-Aster nicht in den traurigen Reigen der mindestens 80 Pflanzenarten
eingeordnet werden muss, die in unserem Landkreis als ausgestorben oder verschollen gelten. „Ja,ja die gibt’s doch da und da“, mag man dieser Tage hören, doch
in nicht allzu ferner Zukunft könnte es auch heißen, „Vor einigen Jahren haben dort an den Hängen immer herrlich gelbe Gold-Astern geblüht. Schade, heute findet man sie
nicht mehr.“ Da wir in Deutschland im globalen Vergleich nur eine recht geringe Artenvielfalt aufweisen können ist es um so wichtiger, die vorhanden Arten zu erhalten.
Dieses Bestreben sollte in Anbetracht der Tatsache, dass von etwa 1000 Gefäßpflanzenarten im Landkreis Hassberge über ein Viertel auf der Roten Liste steht umso dringlicher
sein. Dies gilt auch für Pflanzen, die für uns Menschen keinen direkten Nutzen haben. Bei der Gold-Aster muss man auf die Frage „Und wie kann man die nutzen?“ mit
„Gar nicht.“ antworten. Denn der gelbe Korbblütler verhält sich uns Menschen gegenüber absolut neutral. Er ist weder giftig noch ist irgendeine medizinische oder
anderweitige Nutzung bekannt. Das soll aber noch lange nicht heißen, dass diese Pflanze nutzlos ist. Denn auch Ästhetik stellt einen nicht zu unterschätzenden Wert dar.
Aber es gibt ja nicht nur uns Menschen die von der uns umgebenden Flora profitieren. So gibt es nachweislich 7 verschiedene Falterarten, die die Gold-Aster als
Futterpflanze nutzen. Beispielsweise der Hellgrauer Goldaster-Mönch (Cucullia dracunculi) sowie zwei weitere Eulenfalter nutzen sie als Raupenfutterpflanze, während
zwei bedrohte Bläulingsarten sehr gerne den Nektar dieser Aster schlürfen. Ein weiterer Eulenfalter, der jedoch auch gern den Gartenastern einen Besuch zum Nektartrinken
abstattet ist auch Gast an der Nektartheke der Goldaster.
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Die Art des Monats der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche
teleius)
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Wenn man an eine bunt blühende Sommerwiese denkt, was fällt einem da spontan ein? Ja richtig, farbenfrohe von
Blüte zu Blüte gaukelnde Tagfalter. Aufgrund ihrer optischen Attraktivität erfreuen sich Tagfalter großer Beliebtheit.
Die bekanntesten Vertreter sind sicherlich auch für Laien einprägsame Arten wie Tagpfauenauge,
Schwalbenschwanz, Schachbrett oder der Zitronenfalter. Doch allein in Deutschland gibt es 193 verschiedene Arten
von Tagfaltern, wovon etwa 90 Arten in unserem Landkreis zu finden sind. Um diese genau bestimmen zu können,
erfordert es schon etwas Ãœbung, da viele Arten nicht so einfach zu unterscheiden sind wie die eben genannten.
Neben den Clowns unter den Tagfaltern gibt es auch viele kleine und unscheinbare Arten. Hilfreich kann es sein,
wenn man mehr über die Lebensansprüche der Arten Bescheid weiß, da viele Spezies an bestimmte Pflanzenarten
gebunden sind. Vor allem die Larven können sehr wählerische sein. Es gibt Arten bei denen nur eine Pflanzenart
als Larvenfutterpflanze dient. Entsprechend anfällig sind diese Tiere gegenüber Veränderungen ihres Lebensraums.
Da dies unter Umständen den Wegfall ihrer Nahrungsquelle bedeutet. Aufgrund von Lebensraumverlusten, wie
beispielsweise der Nutzungsaufgabe von Wiesen, sowie durch die Verinselung verbliebener Lebensräume sind viele
Arten in ihrem Bestand bedroht. Vor allem die frühe und häufige Mahd der Wiesen stellt die Tagfalter vor große
Probleme. Einerseits haben bereits an Pflanzen abgelegte Eier bei einer erneuten Mahd keine Chance sich zu
entwickeln, andererseits finden auch erwachsene Tiere keine Blüten mehr, von denen sie sich ernähren können.
Besonders betroffen ist davon unter anderem der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Glaucopsyche teleius).
Diese Art besiedelt Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren sowie Ränder von Gräben, Gewässern und Mooren –
weswegen sie auch mancherorts Großer Moorbläuling genannt wird. Entscheidend für das Auftreten dieses
Tagfalters ist zum Einen das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) und zum Anderen das
Vorhandensein von Nestern einer speziellen Ameisenart. Den großen Wiesenknopf- auch unter Blutströpfchen
bekannt – benötigen die Falter zur Ernährung. Diese Pflanzen stellen die fast ausschließliche Nektarquelle für die
Art dar. Leicht vorstellbar ist nun, wie es den Tieren auf einer Wiese bei früher und häufiger Mahd ergeht. Sie
finden schlicht und ergreifend kein Futter mehr. Die Ameisen brauchen die Falter wiederum, da sie eine
beeindruckende Besonderheit in ihrer Entwicklung aufweisen. Die erwachsenen Falter die im Juli und im August
fliegen, legen ihre Eier an kleinen Blütenköpfen und -knospen des Großen Wiesenknopfs ab. Die Raupe verlässt ab
Ende August die Fraßpflanze und wird nun von Ameisen einer speziellen Art adoptiert. Auslöser dieses Verhaltens
ist offenbar ein Sekret, das die Bläulingsraupen absondern und welches von den Ameisen aufgeleckt wird. Die
Ameisen werden davon offensichtlich stark beeinflusst. Zusätzlich können die Raupen den Nestgeruch der Ameisen
imitieren. Aufgrund dieser beiden Punkte werden die Bläulingsraupen von den Ameisen wie die eigene Brut
gepflegt, obwohl sie sich räuberisch von deren Eiern und Larven ernähren. Einmal im Ameisennest untergebracht,
haben die Raupen ausgesorgt. Der gesamte Rest der Entwicklung verläuft im Ameisennest. Damit die Raupen den
komplizierten Entwicklungszyklus vollständig durchlaufen können, wäre es wichtig, Mähtermine auf die Art
abzustimmen, insbesondere was einen späten Mahdtermin der Wiesenknopf-Flächen betrifft. Auch ist eine
jahrweise wechselnde Mahd von Teilflächen mit einem Anteil zeitweise ungemähter Bereiche wäre vorstellbar. Auf
jeden Fall besteht für die Schmetterlingsart akuter Handlungsbedarf, da diese Spezies weltweit gefährdet ist. Für
unseren Landkreis hat dies besondere Gewichtung, denn hier befindet sich im Steigerwald einer der
Verbreitungsschwerpunkte in Nordbayern. Im Aurachtal konnte eine Population von etwa 1000 Tieren ermittelt
werden. Neben diesem Bereich gibt es auch bei uns nur zwei weitere Fundpunkte. Juli Gombert
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Die Art des Monats Juli – Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus)
Sitzt man derzeit am Abend auf dem Balkon oder im Garten oder streift über eine Wiese hört man sie.
Heuschrecken. Schon seit Juni ist bei uns laut und deutlich der Gesang der Grillen zu vernehmen. Doch nicht nur
diese Grillenart bringt ihren Gesang zu Gehör. Auch andere Lang- und Kurzfühlerschrecken üben sich in dieser
Jahreszeit in einer großen Bandbreite von Gesängen. In Bayern sind immerhin noch 75 der 85 verschiedenen in Deutschland heimischen Geradflüglerarten anzutreffen.
Doch ob nun Langfühler- oder Kurzfühlerheuschrecke jetzt im Sommer gehören ihre Konzerte einfach dazu. Man
beachte, dass es keine andere Insektengruppe zu so differenzierten Lautäußerungen gebracht hat. In
Süddeutschland kann man sich dabei eines wesentlich größeren Spektrums erfreuen als in Norddeutschland. Grund
dafür ist, dass sich viele Arten bei uns am Rande ihres Verbreitungsgebietes befinden. Ursache hierfür sind die
vergleichsweise ungünstigen Klimaverhältnisse in Deutschland. Heuschrecken mögen es warm und sonnig. Daher
sind viele Arten auf Wiesen mit hoher Sonneneinstrahlung zu finden, nur wenige Arten begnügen sich mit
schattigen Wäldern oder mit Gebüsch. Man kann diese Tiere fast als Mimosen bezeichnen, da sie sich an kühleren
oder gar feuchteren Sommertagen kaum zeigen und auch ihren Gesang nicht erklingen lassen. Den Winter
verbringen die meisten dieser Tiere als Ei und umgehen somit die kalte Zeit.
Doch wie „singen“ Heuschrecken eigentlich? So mancher hat vielleicht gerade das Bild eines Geige spielenden
Grashüpfers vor Augen. Damit liegt er gar nicht so falsch. Der Begriff des Gesangs ist eher irreführend.
Heuschrecken haben im Wesentlichen zwei Methoden um Laute von sich zu geben, der Mund spielt dabei allerdings
überhaupt keine Rolle. Langfühlerheuschrecken erzeugen Töne, indem sie ihre Flügel gegeneinander reiben. Eine
sogenannte Schrillleiste schabt dabei über eine Schrillkante wodurch der Ton erzeugt wird. Kurzfühlerheuschrecken
habe eine etwas andere Methode. Sie reiben eine gezähnte Leiste ihrer Hinterbeine an den Vorderflügeln und erzeugen somit arttypische Konzerte.
Wer nun Interesse habt das nächste Mal den Heuschrecken etwas genauer zu zuhören, wird in unserem Landkreis mit etwas Glück auch auf den Warzenbeißer stoßen.
Diese Art ist sowohl anhand ihres imposanten Äußeren als auch durch recht laute und schrille „Zick“-Töne leicht zu
erkennen. Der Gesang der Art erinnert an das Aneinanderschlagen von Stricknadeln. Um diese Art zu finden kann
man in unserem Landkreis auf Trockenrasen am Haßbergtrauf, im Maintal und im Steigerwald Ausschau halten.
Seit 1987 wurde der Warzenbeißer an 15 Fundorten im Landkreis nachgewiesen. Doch die Art mag auch das andere Extrem und tummelt sich zum Teil in Mooren.
Hat man nun das Glück ein Exemplar zu entdecken, könnte man meinen, ein tropisches Tier vor sich zu haben. Die
Weibchen dieser Art können bis 44mm lang werden. Dies ist in Etwa die Größe, die auch das weitaus bekanntere
Große grüne Heupferd erreichen kann. Allerdings beeindruckt der Warzenbeißer durch ein weitaus massigeres
Erscheinungsbild. Zusätzlich sind die Tiere kräftig gefärbt, die Palette reicht von gelb über grün bis fast schwarz.
Bei den Weibchen kommt außerdem noch der gefährlich erscheinende Legestachel hinzu. Dieser dient allerdings
ausschließlich dazu die Eier im Erdboden abzulegen. Die Tiere können damit niemanden Schmerzen zufügen.
Trotzdem sollte man sie nicht unbedacht in die Hand nehmen, denn Warzenbeißer können zwar nicht stechen aber
wie ihr Name schon sagt, können sie kräftig beißen. Aufgrund ihrer Größe und den entsprechend großen
Mundwerkzeugen kann das ordentlich zwicken. Früher machte man sich das zu Nutze, litt man unter Warzen, ließ
man einen Warzenbeißer dieselbe aufbeißen und mit ihrem Darmsaft verätzen. Den Überlieferungen nach soll dies
gut geholfen haben. Die Methode wurde sogar bis in die 50ziger Jahre praktiziert.
Wer das selbst ausprobieren möchte, sollte sich allerdings beeilen. Denn auch diese Art steht mittlerweile auf der
Roten Liste der gefährdeten Arten. Da die Tiere ein extremes Wärmebedürfnis haben, sind sie vor allem in den
ersten Larvenstadien auf extrem kurzrasige Flächen mit hoher Sonneneinstrahlung angewiesen. Somit bedeutet es
das Aus für die Art wenn Lebensräume nicht mehr genutzt werden wie beispielsweise durch Beweidung, und somit
verbuschen können oder aber aufgeforstet werden. Diese beiden Punkte und die Entwässerung von Feuchtgebieten
und damit der Verlust der moorigen Lebensräume sind die Hauptursachen für den Rückgang dieser imposanten
Heuschreckenart. Des Weiteren ist der Warzenbeißer, wie auch viele andere Arten von der immer weiter
zunehmenden Verinselung und Verkleinerung der vorhandenen Lebensräume bedroht. Man kann nur hoffen, dass
die Prognosen für diese Art bei uns auch in naher Zukunft nicht so düster sind wie in den Niederlanden. Dort geht
man davon aus, dass der Warzenbeißer, bei anhaltender Fortdauer der gefährdenden Faktoren, die Art ist, die als
nächste ausstirbt. Um dies zu vermeiden müssen jedoch alle etwas mitwirken und sich beispielsweise für den Erhalt
wertvoller Lebensräume einsetzen oder regionale Projekte zum Erhalt von Arten und Lebensräumen unterstützen. Julia Gombert |
Die Bocksriemenzunge
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(Himatoglossum hircinum) – streng duftender Geißbock und zarte Blütenpracht in einem
NP 05.06.2004
Orchideen, kaum eine Pflanzengruppe fasziniert die Menschen so wie diese. Ihnen wird Vieles nachgesagt und
zahllose Geschichten winden sich um sie. Den Höhepunkt ihrer Beliebtheit erreichten die Orchideen im 19.
Jahrhundert in England. Ausgelöst wurde der Boom durch eine blühende Orchidee die ein Pflanzenjäger im Jahr
1818 aus dem fernen Brasilien mitbrachte und von deren Schönheit vor allem die gehobenere Schicht hingerissen
war. Etwas später wurde die Orchideenzucht zu einem extravaganten Freizeitvergnügen für sehr reiche
Hobbygärtner. Ein Wettlauf um die größte und schönste Orchideensammlung entbrannte zwischen Fürstenhäusern,
englischem Landadel und Industriellen. Das Orchideenfieber trieb die Preise in astronomische Höhen. Es kam
durchaus vor, dass mehr als das zehnfache eines damals durchschnittlichen Jahreseinkommens für eine Orchidee
verlangt wurde. Zu dieser Zeit wurden unendliche Mengen dieser Pflanzen in den Tropen rücksichtslos geerntet und
nach Europa verschickt, was die Bestände teilweise drastisch reduzierte. Da man nur über wenig Wissen zum
Transport und zur Pflege der Orchideen verfügte, gelangte nur ein sehr geringer Teil unversehrt in Europa an.
Durch den Verkauf der edlen Pflanzen wurde der in Bremen geborene Frederik Sander in England zum weltweit
größten Orchideenhändler. Er brachte es sogar zum königlichen Orchideenzüchter, was ihm den Namen
Orchideenkönig einbrachte. Der gelernte Gärtner verfügte mit der Firma Sander und Co über 60 Gewächshäuser
mit zeitweise über 2 Millionen Pflanzen. Erst um 1900 ebbt das Orchideenfieber langsam ab und fand mit Beginn des ersten Weltkrieges ein Ende.
Doch man muss nicht unbedingt bis nach Borneo und Madagaskar reisen um sich an prachtvollen Orchideenblüten
zu erfreuen. Entsprechend dieser Artikelreihe möchte Ihnen der Bund Naturschutz eine der Orchideen
vorstellen, die an derzeit elf Standorten in unserem Landkreis vorkommt. Es handelt sich um die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum). Sie verfügt zwar nicht über riesige farbenfrohe Blüten, doch der
lang ausgezogene, häufig in sich gedrehte Mittellappen verleiht der Pflanze ein exotisches Aussehen. Die Bocksriemenzunge ist mit bis zu 80cm Höhe die kräftigste und stattlichste der heimischen
Orchideenarten. Die Pflanze ist durch einen sehr langen Blütenstand mit bis zu 120 Blüten gekennzeichnet.
Wie unschwer zu erkennen ist, weist der Blütenstand ein wirres Aussehen auf. Trotz ihrer Größe
ist diese Orchidee, aufgrund ihrer grünlich bis braunlila gefärbten Blüten, leicht zu übersehen. Denn gerade jetzt, zur Hauptblütezeit, im Mai und vor allem Juni steht die Vegetation der Halbtrocken- und Trockenrasen in vollster Blüte
. Neben den bunten Blüten der Wiesenblumen gehen die grünlichen Blüten der Bocksriemenzunge leicht unter
. Wenn die Blüten dieser Riemenzunge in ihrer Färbung vielleicht ein wenig zurückhaltend sind, so wartet sie mit
einem starken, an Ziegenböcke erinnernden unangenehmen Geruch auf. Aus der Kombination dieses Geruchs und
des langen Mittellappens der an einen Riemen erinnert entstand der Name dieser Orchidee, Bocksriemenzunge. Himantoglossum hircinum ist jedoch nur in Deutschland die einzigste ihrer Gattung. Es gibt noch sechs weitere
Riemenzungenarten, deren gemeinsames Kennzeichen der lang ausgezogene Mittellappen ist. In
Deutschland ist die Art selten zu finden. Auch wenn die milderen Temperaturen in den letzten Jahren die
Ausbreitung dieser Art in Unterfranken gefördert hat, zählt die Bocksriemenzunge zu den seltenen und stark gefährdet
en einheimischen Orchideen und ist streng geschützt, wie die anderen heimischen Arten auch.
Die Bocksriemenzunge bevorzugt warme Lagen, das heißt sie ist in Trockenrasen, auf Streuobstwiesen, an
sonnigen grasigen Hängen und in lichtem Gebüsch zu finden. Vorwiegend in Weinbergslagen kann man mit etwas
Glück und Sachkenntnis ein Exemplar dieser Art entdecken. Allerdings sollte man auch wissen, dass die Art neben
der Wärme auch noch kalkreichen und mäßig trockenen Boden benötigt und aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit nur in den mildesten Gegenden wächst.
Dem ortskundigen Leser fällt da möglicherweise gleich ein in Frage kommender Standort ein. Ebelsbach ist
unter Orchideenkennern weithin bekannt. Nicht nur Fachleute suchen die hiesigen Standorte auf, denn auch
naturbegeisterte Laien und Blütenliebhaber zieht es hierher um sich an der schönen Pflanze zu erfreuen und vielleicht das eine oder andere Foto zu schießen.
Bis vor noch nicht allzu langer Zeit mussten unzählige Winzertreppen erklommen werden um in das visuelle Vergnügen der Orchideen zu gelangen. Doch mittlerweile fühlt sich die Bocksriemenzunge in Ebelsbach so
wohl, dass sie den Hang des ehemaligen Weinbergs hinabgeklettert ist und nun auch zu dessen Fuß
blüht. Eine Zählung des Bundes Naturschutz im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde im Jahr 2000 ergab, dass Vorkommen auf etwa 3.800 Exemplare beläuf
t. Zu verdanken ist dieser Erfolg den jahrelangen finanziellen und körperlich aufwendigen Mäh- und Entbuschungsmaßnahmen. Doch diese positive
Bestandsentwicklung darf nicht über die generell gefährdete Situation unserer heimischen Orchideenarten
hinwegtäuschen. Deshalb wie immer als Schlusssatz die Aufforderung: Gehen sie mit Bedacht und Rücksicht mit
der Natur um und helfen Sie mit, ein weiteres Kleinod unserer Region zu bewahren. Julia Gombert
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Bund Naturschutz führte Populationsschätzung durch Gelbbauchunken
sind mittlerweile stark gefährdet VON JULIA GOMBERT Nachdem in den letzten beiden Monaten eine Pflanze den Titel „Art der Monats“
trug, ist nun wieder eine Tierart an der Reihe. Dabei handelt es sich um die Art, die den Ausschlag zu der Aktion „Art des Monats“ lieferte. Im vergangenen
Jahr führte die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz (BN) Haßberge eine groß angelegte Populationsgrößenschätzung an Gelbbauchunken in den Steinbrüchen des
Ebelsbachtals durch. Dieses Projekt wurde mit Mitteln aus den Erlösen der Glücksspiralen-Lotterie ermöglicht.
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HASSFURT - Eines schönen Tages, als die Biologen des BN mit Käscher und Eimer bewaffnet, eifrig damit
beschäftigt waren die Gelbbauchunken in einem Tümpel zu fangen trafen sie auf ein paar naturverbundene
Wanderer. Diese waren von der großen Zahl vermeintlicher Feuersalamander restlos begeistert. Nachdem die
Wanderer aufgeklärt waren, wurde beschlossen die Öffentlichkeit intensiver über die vielfältigen Kostbarkeiten in ihrer nahen Umgebung aufzuklären.
Gelbbauchunken haben – wie die meisten Amphibien – einen zweigeteilten Lebensraum. Einen Teil ihres Daseins
verbringen die Tiere im Wasser, während sie sich in der restlichen Zeit an Land aufhalten. Besonders wichtig ist die
Vernetzung ihrer Feucht- und Trockenlebensräume, die einer gewissen Dynamik unterliegen müssen, damit infolge
der zunehmenden Sukzession nicht alle besonnten Laichgewässer beschattet werden. Denn so würden sie ihre
Funktion für die Gelbbauchunken verlieren. Klassische Gelbbauchunkengewässer sind Wildschweinsuhlen, sowie
zeitweise durchflossene Überschwemmungstümpel und Quelltümpel.
Heute findet man die Tiere vor allem in anthropogen geschaffenen Sekundärhabitaten wie Steinbrüchen,
Fahrspuren auf Waldwegen und auf militärischen Übungsflächen. Sogar in Viehtränken wurde bereits Laich von
Gelbbauchunken gefunden. Bei der Wahl ihrer Laichgewässer sind die Unken auf ihre Art wählerisch da sie über
kein großes Durchsetzungsvermögen gegenüber anderen Arten verfügen. So müssen die Laichgewässer unbedingt
fischfrei sein, weswegen die Tiere temporäre Gewässer zum Ablaichen bevorzugen. Außerdem meiden sie die Anwesenheit anderer Amphibienarten
Wenn Gelbbauchunken im späten Frühjahr und Frühsommer die Laichgewässer aufsuchen, beginnen die Männchen
zu rufen, um Weibchen anzulocken. Bald darauf sind in den Tümpeln kleine Laichklumpen zu finden. Diese sind
wesentlich kleiner als etwa Grasfroschlaichballen. Sie bestehen im Durchschnitt aus nur zehn bis 20 Eiern. Die Eier
erscheinen durch ihre typische Pigmentierung, die als Schutz vor zu starker UV-Strahlung dient, auf der Oberseite milchkaffeefarben.
Nach einiger Zeit schlüpfen die kleinen Kaulquappen. Der genaue Farbton der Quappen passt sich dem jeweiligen
Untergrund des Gewässers an, so dass die Tiere im Wasser fast nicht zu sehen sind. Ihre Tarnfärbung bietet ihnen einen optimalen Schutz vor Feinden.
Nach etwa zwei Monaten entwickeln sich aus den Kaulquappen erwachsene Unken. Ganz typisch für die etwa sechs
Zentimeter großen Gelbbauchunken sind ihre herzförmigen Pupillen. Die Zunge ist wie bei allen so genannten
Scheibenzünglern mit dem Mundboden verwachsen, so dass sie sich nicht – wie man es vom „klassischen Frosch“ kennt – vorschnellen lässt.
Die warzige Rückenseite der Tiere ist von graubrauner Tarnfärbung, während die glatte Bauchseite ein individuelles
schwarz-gelbes Muster aufweist, was die Verwechslung mit dem Feuersalamander auslöste. Da sich die schwarzen
Flecken auf gelbem Grund im Laufe des Unkenlebens fast nicht mehr verändern, ist dies quasi ihr Fingerabdruck,
anhand dessen sich die Tiere immer eindeutig erkennen lassen.
Um mögliche Feinde abzuwehren und bereits frühzeitig zu warnen, verfügen die Unken über diese Warnfärbung,
die Feinde abschreckt. In einer bedrohlichen Situation nehmen die Tiere die typische „Kahnstellung“ ein, bei der die
gelbe Bauchzeichnung sichtbar wird, oder sie flüchten. Denn auch für Gelbbauchunken gilt fressen und gefressen
werden. Vor allem die Unkenlarven werden ihrerseits von Molchen und deren Larven sowie von Fische und räuberische Insekten als Mahlzeit angesehen.
Wenn die Unken erst einmal erwachsen sind, droht ihnen dank ihres hochwirksamen Hautgifts fast keine Gefahr
mehr. Wie auch wir bei unseren Erfassungen feststellen mussten, verursacht dieses Gift in Wunden und auf Schleimhäuten ein unangenehmes Brennen.
Gelbbauchunken sind echte Europäer. Man findet sie vom südöstlichen Griechenland bis ins westliche Frankreich.
Die Verbreitungsgrenze der Gelbbauchunken ist stark von der Höhenlage abhängig. Vor allem Hügelländer und Mittelgebirge werden besiedelt. Allerdings erleiden die Tiere immer und immer wieder einschneidende Lebensraumverluste, was
dazu führte, dass sie mittlerweile selten geworden sind. Infolgedessen wurde die Art in diesem Jahr
in der Roten Liste eine Stufe höher eingestuft. Sie gilt nun nicht mehr als „nur“ gefährdet, sondern
mittlerweile leider als „stark“ gefährdet. In Bayern lassen sich drei Verbreitungsschwerpunkte
festlegen. Der erste befindet sich im unterfränkischen Raum, der zweite liegt im Bereich der Donau und ein drittes Areal findet sich in Südbayern.
Im Landkreis Haßberge konnte die Gelbbauchunke mehrfach nachgewiesen werden. Die Schwerpunkte der
Verbreitung sind hier, neben anderen Nachweispunkten, vor allem die vom Bund Naturschutz untersuchten Steinbrüche im Ebelsbachtal.
Um dieser einprägsamen Amphibienart auch weiterhin einen Lebensraum bieten zu können, wurden im letzten Jahr
die anfangs erwähnten Populationsgrößenschätzungen durchgeführt. Ziel der Untersuchung war es, mit
wissenschaftlichen Methoden abzuschätzen, wie groß die dort lebenden Unkenbestände wirklich sind. Die
Schätzungen ergaben, dass wohl über 1800 Tiere in diesen Bereichen leben. Eine Populationsgröße die uns positiv überraschte!
Um geeignete Schutzmaßnahmen vorschlagen zu können, reichte es natürlich nicht aus zu wissen, wie viele Tiere
dort leben. Zusätzlich wurde daher die Struktur der Vegetation und die der vorhandenen Gewässer erfasst. Mit
Hilfe dieser Daten ließen sich nun geeignete Maßnahmen vorschlagen, um einen Fortbestand der Art in diesen
Bereichen zu sichern und ihren Lebensraum zu optimieren.
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Ein Opfer des Zwiebelraubes Wildtulpe
befindet sich notgedrungen auf dem Rückzug
KREIS HASSBERGE. Wer kennt sie nicht? Stellen sie doch ein äußerst beliebtes
Fotomotiv dar und sind neben dem Gouda zum Synonym für Holland geworden. Doch aufgepasst, heute geht es um die kleine Schwester des in unzähligen Farbvariationen
erscheinenden und mittlerweile auch in der Blütenblattform variablen Liliengewächses. Wildtulpen präsentieren sich dagegen nur mit einem gelben, duftenden
Blütenkleid.
Während die Garten–Tulpe (Tulipa gesneriana) weit verbreitet ist und fast in jedem Garten zu finden ist, ist es um
die Wildtulpe (Tulipa sylvestris) um einiges schlechter bestellt.
Dabei fand die Pflanze bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ihren Weg von Persien und der Türkei
über Sizilien und Griechenland in Klostergärten und Adelssitze unserer Breiten.
Die Herkunft verrät bereits, dass es diese Tulpen bevorzugt warm und trocken mögen. In Süddeutschland sind
diese Pflanzen daher auch bevorzugt in Weinbergen zu finden. Auch im Haßberg-Kreis, speziell bei Königsberg und
Unfinden sowie bei Wülflingen und Zeil, kann man sich noch an der gelben Blütenpracht im Frühjahr erfreuen.
Doch wie bei allen Arten die in der Reihe „Tier/Pflanze des Monats“ vom Bund Naturschutz vorgestellt werden, trügt
auch bei dieser Art der Schein des Ãœberflusses. Da extensiv bewirtschaftete Weinberge immer seltener werden und
der Chemikalieneinsatz auch den Wildtulpen ungemein zusetzt, befindet sich die Pflanze auf dem Rückzug.
Neben intensiver Bodenbearbeitung setzt den Frühlingsboten auch der „Zwiebelraub“ zu. Leider gibt es immer
wieder unvernünftige Mitmenschen, welche die Zwiebeln der geschützten Pflanze ausgraben.
Dies trifft nicht nur auf Tulpen zu, auch in diesem Jahr konnten Leute dabei beobachtet werden, wie sie
Märzenbecher ausgruben, um den Pflanzen in ihrem Garten einen neuen Platz zu geben, ohne dabei an die Folgen
für die Natur zu denken. Speziell bei einer Pflanze wie der Tulpe, von der bekanntlich sehr viele schöne Zuchtformen erhältlich sind, ist dies unverständlich.
Wie bei vielen Pflanzen ranken sich auch um die Tulpen verschiedene Geschichten. Bereits in den Erzählungen von
1001 werden sie erwähnt. Im Mittelalter waren sie in der Türkei sehr beliebt und wurden demzufolge in zahlreichen alten Werken aufgeführt.
Bereits zu der Zeit, als sie den Sprung in unsere Breiten schafften, gab es bereits über 1300 verschiedene Formen.
Ein Sultan Namens Selim war von den Tulpen derart begeistert, dass er sich 1574 etwa 500.000 Stück zur bloßen Augenfreude bestellt haben soll.
1544 machte der Diplomat Busbeck die Tulpe in Europa salonfähig und bekannt. Er schickte erste Tulpensamen
nach Wien, von wo aus sich die Pflanze ihren Weg nach Holland und England bahnte. In Holland gipfelte es in einem
regelrechten Tulpenboom, dessen Auswirkungen bis heute zu spüren sind. Holland ist bis heute das Tulpenzüchterland Nummer 1.
Ihren Namen erhielt der Frühblüher vermutlich in Anlehnung an das persische Wort für Turban, Dulbend, da das
Erscheinungsbild der Blüten häufig mit der Form des Turbans verglichen wurde. |
ERSTE BOTEN DES FRÜHLINGS Küchenschelle
ist selten geworden HASSFURT/EBERN - Noch hat uns der Winter scheinbar fest im Griff. Temperaturen um die Null Grad und Schnee lassen immer wieder
vergessen, dass es bereits Anfang März ist. Davon unbeeindruckt beginnen in der Natur die ersten Frühjahrsaktivitäten. Dem aufmerksamen Beobachter werden
sicher bereits die ersten Schneeglöckchen oder sogar Märzenbecher aufgefallen sein. Neben diesen beiden beginnen auch noch andere Pflanzen im Frühjahr
zu blühen, so auch die Küchenschelle. Der geneigte Leser mag sich vielleicht fragen, wie die Pflanze zu ihrem Namen kam. Es wird vermutet, dass sie zuerst
Kuhschelle hieß. Aus diesem Name entstand zunächst die Verkleinerungsform Kühchenschelle. Von diesem Begriff war es nun nicht mehr weit bis Küchenschelle.
Bereits im März setzen die violett gefärbten Blütenglocken der weitestgehend noch recht grauen Umgebung bunte
Farbtupfer auf. Stehen viele der etwa 20 Zentimeter hohen Hahnenfußgewächse zugleich in Blüte, erscheint es von
Weitem wie eine einzige violette Fläche. Die Blüten hängen einzeln an leicht gebogenen Stengeln. Charakteristisch
sind außerdem die stark gefiederten Blätter.
Doch auch wenn die Küchenschelle nicht blüht, erscheint sie in einem attraktiven Kleid. Ihre Knospen schützt die
Pflanze mit Hilfe einer dichten silbrigen Behaarung und auch die dekorativen, fedrig behaarten und schopfartigen
Fruchtstände sind einen zweiten genaueren Blick wert.
Wenn man die Gelegenheit hat, sollte man generell einen Blick auf diese Pflanze werfen, da sie selten geworden ist
und alle Pulsatillaarten unter Naturschutz stehen. Doch hier im Landkreis gibt es noch das eine oder andere
Fleckchen, an dem man die – der Sage nach – „Tränen der Venus“ bestaunen kann. Die Pulsatilla liebt Wärme und
trockene, steinige sowie sandhaltige Böden. In der Fränkischen Schweiz ist sie auf trockenen Magerrasen und in
Kiefernwäldern noch relativ häufig zu finden. Magerrasen sind auch die bevorzugten Standorte der Art in unserem
Landkreis. Hier ist die Pflanze auch noch an relativ vielen Punkten, vor allem entlang des Haßbergtraufs zu finden,
wie beispielsweise bei Prappach und bei Junkersdorf. Auch auf einer vom BN gepflegten Pachtfläche ist die Küchenschelle zu finden.
Neben ihrer hübschen Erscheinung gibt es auch noch allerhand Wissenswertes von dieser ausdauernden Pflanze zu
berichten. Zum einen hat die bereits erwähnte fedrige Behaarung der Nußfrüchtchen eine ganz spezielle Funktion.
Die Früchte können damit entweder mit dem Wind oder im Fell eines Tieres verbreitet werden. Sind sie am Boden
angelangt, können sie sich mit Hilfe von Eigenbewegungen des „Federschweifs“ in die Erde bohren. Dies ist durch
die Fähigkeit der Samen, Wasser anzuziehen, möglich. Einst Heilmittel
Des Weiteren war die Pflanze bereits bei den Kelten bekannt und im Mittelalter gehörte sie wohl zur
Grundausstattung jeder Apotheke. Sie wurde als Heilmittel bei Nervenreizungen und Schmerzen eingesetzt. Auch
bei Verdauungsstörungen und akuten chronischen Schnupfen soll die Pflanze lindernd wirken. Bis ins 18.
Jahrhundert hinein geriet die Heilkraft der Küchenschelle in Vergessenheit, bevor sie in der Homöpathie erneut
Verwendung fand. Vor allem als „Konstitutions-“ und „Frauenmittel“ kommt Pulsatilla zur Anwendung. Von der
Zubereitung eines Tees sollte jedoch auf jeden Fall abgesehen werden, da alle Pflanzenteile giftig sind. Sie
enthalten unter anderem ätherische Öle und Saponin. Saponin ist ein Abwehrstoff der Pflanze gegen tierische
Fraßfeinde. Der Stoff ist in der Lage, die roten Blutkörperchen von Tieren zu zerstören.
Beim Menschen äußern sich die Vergiftungserscheinungen zunächst durch generelle Erregung, dann Lähmung des
Zentralnervensystems, Übelkeit, Atemlähmung, Nierenversagen und Schock. Bei Berührungen kommt es zu
starken Hautreizungen mit Blasenbildung. Als Erste-Hilfe-Maßnahmen empfiehlt es sich zunächst einen Brechreiz
auszulösen und anschließend viel warmen Tee zu trinken. Bei starken Vergiftungen solle auf jeden Fall das Krankenhaus aufgesucht werden.
In Anbetracht dieser unangenehmen Seiten der schönen Pflanze bleibt jedoch zu hoffen, dass jeder der das
Vergnügen hat, bei einem Spaziergang Küchenschellen zu entdecken, diese nur betrachtet und nicht zum Munde
führt. Beim Innehalten und Blütenanschauen kann einem einmal mehr bewusst werden, dass unsere heimische
Natur sehr schützenswert ist. Nicht zuletzt, um auch in einigen Jahren noch seltene und schöne Pflanzen wie die Küchenschelle zu entdecken. bn |
VON JULIA GOMBERT EBERN/HOFHEIM
- Im vergangenen Jahr führten die Biologen des Bundes Naturschutz (BN) eine Gelbbauchunkenerfassung durch. Dabei trafen sie des Öfteren Leute, die zum Einen die untersuchte Art gar nicht kannten und zum Anderen völlig überrascht waren, dass diese stark bedrohte Tierart in ihrer näheren Umgebung in einer doch recht beachtlichen Anzahl vorkommt. Es gibt auch Fälle, in denen die Leute sagen, „Ja, ja. Die gibt's hier in Massen.“ Dabei wissen sie unter Umständen gar nicht, dass es sich um eine der letzten Bestände handelt oder dass es, wie im Falle des Kammmolchs, im Landkreis Haßberge gar nicht so selbstverständlich ist, dass die Tiere an vergleichsweise vielen Stellen vorkommen.
Aus diesen Gründen will die Bund Naturschutz Kreisgruppe Haßberge jeden Monat ein Tier- oder eine Pflanzenart
vorstellen, die im Landkreis Haßberge vorkommt und etwas Besonderes darstellt.
Und vielleicht sagt doch der Eine oder Andere: „Da schau her, dass wusste ich gar nicht, dass es die hier gibt!“ Oder man kann seinen Begleitern beim nächsten Spaziergang etwas interessantes über die aktuelle Art des Monats erzählen. Das
Tier des Monats Januar ist der Uhu (Bubo bubo).
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Viele bringen den Namen Uhu eher mit einem bekannten Klebstoff in Zusammenhang anstatt mit der größten Eule
Europas. Um dies zu ändern, ist in den folgenden Zeilen einiges Wissenwertes über den großen heimischen Vogel Uhu zu lesen.
Wenn man Glück hat, kann man in den kalten, sternklaren Winternächten den Ruf des Uhus vernehmen. Die
Männchen lassen ihr tiefes, weithallendes „buho“ ertönen, wobei sie ihren weißen Kehlfleck präsentieren. Doch
auch die fast Steinadler großen Weibchen sind nicht leise: Sie rufen allerdings mit etwas höherer Stimme „u- hu“.
Und wie sieht er aus, der große Jäger der Nacht? Die Vögel haben rostbraunes Gefieder mit einer dunklen Flecken
und Bändern. Am Bauch ist das Gefieder etwas heller. Typisch sind die Federohren und vor allem die orangeroten Augen.
—————— Lebenslange Einehe ——————
In der Zeit von Ende Februar bis Mitte März, also noch vor der bekannten, typischen Brutzeit von Vögeln, legen die
Weibchen zwei bis drei Eier in die Brutmulde in Nischen oder Aushöhlungen von Felsen in Fels- oder Steilwänden
von beispielsweise Steinbrüchen. Das Weibchen ist, wie bei allen Eulen, allein für das Brüten zuständig. Das
Männchen ist aber auch trotzdem „familiär“ eingestellt und kümmert sich während der Brutzeit um das Weibchen.
Auch nach dieser Zeit bleiben die Tiere zusammen. Uhus führen eine lebenslange Einehe.
Sind die Jungen geschlüpft müssen, sie noch weitere zehn Wochen im Nest umsorgt werden. Dann verlassen sie
dieses und können sofort fliegen. Allerdings gibt es auch hier die berühmte Ausnahme. Manchmal brüten Uhus in
Bodenmulden. In solchen Fällen wandern die dann noch flugunfähigen Jungen schon nach vier Wochen aus der
Brutmulde ab und suchen Deckung im Gebüsch. Ihnen ist das Nest zu unsicher.
Aber auch nach dem Verlassen des Nests bleiben die kleinen Uhus noch zwei bis drei Monate in der elterlichen
Obhut. Erst dann beherrschen sie alle, zum Überleben notwendigen Tricks selbstständig. Ist die Lehrzeit dann
vorüber, wandern die Jungen ab und suchen sich ein eigenes Revier. Dabei wandern sie bis zu über 300 Kilometer.
Findet sich ein passendes Revier, bleiben sie diesem fünf bis 40 Quadratkilometer großen Gebiet treu.
In diesem Revier jagen die Vögel ihre Beute. Bei der Nahrungswahl ist der Uhu überhaupt nicht wählerisch. Die
breite Palette reicht von Wildkaninchen über Igel bis hin zu Amphibien. Mindestens ein Viertel der Nahrung stellen jedoch Mäuse und Ratten dar.
Uhus erbeuten keine Hirsche ——————
Dass Uhus Hirsche erbeuten, ist ein Märchen. Dieses rührt möglicherweise daher, dass die Vögel auch Aas fressen.
Derart „auf frischer Tat“ ertappt, rankten sich schnell Geschichten um Hirsch mordende Uhus. Aber auch der
kapitalste Brocken eines Uhus kann nichts erbeuten, das größer als ein Fuchs ist.
Unter anderem aufgrund des derart breiten Beutespektrums, hat der Uhu ein weit gestrecktes Verbreitungsgebiet.
Uhus sind von Nordafrika bis Nordeuropa, von Ostsibirien und Sachalin, über China bis nach Indien anzutreffen.
Nur im Nordwesten Frankreichs und auf einigen europäischen Inseln fehlt der Uhu.
Umso trauriger ist es, dass diese große Eule als stark gefährdet in der Roten Liste aufgeführt ist. Ab Mitte des 19.
Jahrhunderts wurden diese Vögel in Mitteleuropa stark verfolgt. Bis 1930 war der Uhu in den meisten
Bundesländern ausgestorben. Doch in Bayern konnte er sich halten. Bis heute hat er einen
Verbreitungsschwerpunkt in Nordbayern in der Frankenjura. Von etwa 200 Brutpaaren konzentrieren sich 60
Prozent auf die nordbayerischen Mittelgebirge. Und auch im Landkreis Haßberge ist ein Uhuvorkommen registriert.
Es konnte sogar nachgewiesen werden, dass die Tiere hier brüten!
Doch auch hier trügt der schöne Schein. Während die übrigen 40 Prozent in den Alpen leben, sind auch aus dem
restlichen Bayern nur Einzelvorkommen bekannt. Auch im Landkreis Haßberge sind die Bruterfolge in letzter Zeit
rückläufig, so Lothar Kranz von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Unterfranken.
Gefährdet ist der Uhu zum Einen durch natürliche Einflüsse wie Fressfeinde, beispielsweise dem Fuchs, oder
Lebensraumverlust durch fortschreitende Verbuschung ihrer Brutplätze. Doch damit kamen die Tiere schon immer zurecht.
Viel schlimmer ist die Gefährdung durch den Menschen. So wurden die Tiere zunächst aufgrund ihrer angeblichen
Jagdschädlichkeit verfolgt. Steinbrüche werden verfüllt, so dass die Tiere weitere Lebensräume verlieren. Durch
Rodentizide (Rattenbekämpfungsmittel) wird ihnen ihre wichtigste Nahrungsgrundlage entzogen. Und letztendlich
macht dem Uhu die hohe Siedlungsdichte mit ihren Folgen sehr zu schaffen. Brutplätze werden beispielsweise
durch Freizeitsportler, wie Kletterer, gestört und so manches Tier hat sich auch schon einen tödlichen Stromschlag an Überlandleitungen geholt.
Deshalb der Aufruf: Geht sorgsamer und bedachter mit der umliegenden Natur um. Denn bei einer für uns
Menschen vermeintlich „kleinen Sache“, wie zum Beispiel Baumfällarbeiten im Wald, kann es für einen Uhu schon um Leben und Tod gehen!
Der Uhu ist auch im Landkreis Haßberge anzutreffen. Leider sind aber die Bruterfolge in letzter Zeit rückläufig
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Das Tier des Monats Februar – Der Biber (Castor fiber)
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Mein lieber Biber! Er ist immerhin mit bis zu 130cm das größte Nagetier Europas. Mit einem Gewicht von bis zu
40kg können Biber sogar schwerer als Rehe werden. So wundert es nicht, dass diesem fleißigen Handwerker viele
Hunderte von Jahren nachgestellt wurde. Ein Biber ist ein „fetter Brocken“ und so wurden die Tiere in früheren
Zeiten wegen ihres Fleisches gejagt. Doch nicht nur auf das Fleisch hatte man es abgesehen, auch der Pelz fand in
Mützen und Mänteln Verwendung. Aufgrund der vielen Haare die pro cm2 Biberhaut wachsen, stellte ein Biberpelz
einen besonders guten Kälteschutz dar. Nicht zuletzt hatten die Tiere unter dem menschlichen Aberglauben zu
leiden. Ihnen wurde ein Drüsensekret - das Bibergeil – abgezapft, welches gegen alle möglichen Wehwehchen
helfen sollte. Diese Prozedur überlebte natürlich keiner der Nager. Die ständigen Nachstellungen forderten ihren
Tribut: 1867 wurde der letzte bayerische Biber getötet.
Es sollte fast genau 100 Jahre dauern, bis 1966 der Bund Naturschutz das bisher erfolgreichste
Wiederansiedelungsprojekt Deutschlands startete. Umso schöner es, Seit einigen Jahren können wir dieses
Säugetier wieder in heimischen Gewässern begrüßen. Die ersten Exemplare wurden in Holzkisten zur Donau
gebracht. Von hier aus sollten sich die Tiere alte, neue Wege suchen, was sie auch sehr erfolgreich taten. Heute
leben in Bayern etwa 1.500 bis 1.700 Biber.
Die Wasserwege führten „Meister Bokert“ auch nach Unterfranken. Damit Mensch und Biber möglichst konfliktfrei
miteinander leben können, ist es wichtig zu wissen, wo sich die Tiere befinden. Somit können mögliche Probleme
bereits im Vorfeld erkannt und geeignete Maßnahmen ergriffen werden, die sowohl den betroffenen Menschen als
auch dem betroffenen Biber zu Gute kommen. Ein Hauptproblem von Mensch und Biber ist die gemeinsame
Landnutzung mit unterschiedlichen Zielen. In direkter Gewässernähe können schwere Maschinen in Biberröhren
einbrechen. Wenn die Felder zu dicht am Wasser sind, bedient sich der Biber gern an dort wachsenden
Zuckerrüben und an Mais. Für nicht mehr behebbare Schäden wurde vom Bund Naturschutz ein Härtefonds
eingerichtet, um dererlei Schäden finanziell auszugleichen. Ist aber das Bibervorkommen rechtzeitig bekannt, kann
mit etwas gutem Willen in fast allen Fällen eine Lösung für ein bestehendes Problem zwischen Mensch und Biber
finden. Daher wurde im Herbst 2001 durch Herr Fuchs von der ANL in Laufen und Herr Mack von der Regierung
auch in Unterfranken ein Kartierkurs initiiert. 2003 zählten dort angelernte Biberkartierer 42 Reviere allein in
Unterfranken. Mit einer weiteren Zunahme des Vorkommens ist in den nächsten Jahren durchaus zu rechnen. Die
meisten Reviere sind derzeit im Landkreis Main-Spessart zu finden. Doch auch hier in unserem Landkreis wurden
Ende August 2002 die ersten eindeutige Fraßspuren eines Bibers bei Sand entdeckt. „Die Tiere wandern von
Oberfranken und vor allem vom Obermain zu uns ein“, so der Biberbetreuer und -kartierer Claus Haubensack von
der Unteren Naturschutzbehörde in Hassfurt. Er beobachtet kontinuierlich das Treiben der großen Nager. Er
vermutet, dass hier bis heute wahrscheinlich ein einzelnes Tier ansässig ist. Anlässlich der Rückkehr des Bibers
existieren mittlerweile einige interessante Prospekte zum Thema Biber. Sowohl die Regierung von Unterfranken
wie auch der Bund Naturschutz haben Informationen zusammengestellt. Dies erhalten sie sowohl beim
Biberbetreuer und beim Biberbeauftragten des Landkreises in der Unteren Naturschutzbehörde wie auch in der Geschäftsstelle des Bundes Naturschutz.
Doch wer neugierig geworden ist und nicht erst auf die Informationen aus den Prospekten warten will, sollte nun
weiterlesen. Denn die wenigsten wissen nicht wesentlich mehr über diese Tiere als das sie große Zähnen und einen
abgeflachten Schwanz haben und im Wasser große Biberburgen bauen.
Auch wenn man in der Nähe eines reich strukturierten Bachs lebt und einen Biber als Nachbarn hat, wird man diesen nur mit etwas Glück zu Gesicht bekommen. Eher wird man seine beeindruckende Bauten finden als das Tier selbst, denn dieser ist dämmerungs- und nachtaktiv.
In seinem Bau ist der Biber nicht allein. Eine Biberfamilie besteht aus einem Elternpaar und zwei Generationen von
Jungen. Die Kleinen können sofort nach der Geburt schwimmen. Die Familie lebt im Bau gut geschützt, denn der
Eingang befindet sich stets unter Wasser. Während seiner aktiven Phase gehen die Tiere auf Futtersuche. Trotz
ihrer furchterregenden Zähne ernähren sich Biber rein pflanzlich. Nur die Umstellung von Mutters Milch in den
ersten drei Lebensmonaten auf Grünkost fällt manchmal etwas schwer. Ist die Umstellung jedoch geschafft bietet
sich dem Biber ein reichhaltiger Speisezettel. Im Sommer bevorzugen sie Kräuter, Gräser und Wasserpflanzen.
Auch Rohrkolben und Teichrosen werden gern gefressen. Im Winter geht der Biber zu den härteren Sachen über,
wie Rinden und Zweige weicher Hölzer. Davon legen sich die Tiere gerne einen Vorrat unter Wasser an, wovon sie
zehren wenn ihr Bassin zugefroren ist. Sie können sogar unter Wasser fressen, ohne ständig Wasser im Maul zu
haben. Mit einem speziellen Trick können die Tiere mit den Lippen große Lücken zwischen den Schneide- und den
Backenzähnen verschließen. Da Biber keine Winterschläfer sind, schützt sie ihr dichtes Fell bei den winterlichen
Touren durchs Revier erfolgreich vor klirrender Kälte. An manchen Stellen des Bauches wachsen mehr als 20.000 Haare pro cm2. Die menschliche Kopfhaut weist im Vergleich dazu pro cm2 maximal 300 Haare auf.
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