Igel brauchen Freunde – aber Richtige!
„Er hustet wie ein Kind! Wie können wir ihm helfen?“ Mit dieser Frage kamen vor ein paar Tagen besorgte Gartenbesitzer zum Bund Naturschutz in
Haßfurt. Nicht nur ihnen liegt viel an dem nachtaktiven Stacheltier. Auch andere Naturfreunde wollen dem Igel über den Winter helfen. Doch dabei können leider viele Fehler gemacht
werden. Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass der Igel zu den besonders geschützten Tierarten gehört. Das bedeutet auch, dass sich jeder der hilfebedürftige Igel
vorübergehend aufnimmt, über die Pflege sachkundig machen muss. Die Tiere müssen angemessen untergebracht, richtig gepflegt sowie artgerecht ernährt werden. Nur wenn Igel
verletzt oder krank sind brauchen sie unsere Unterstützung. Kranke Tiere laufen oft tagsüber torkelnd herum oder liegen apathisch am Boden.
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Als Faustregel gilt, dass Igel mit einem Gewicht unter 500g ab Anfang November zeitweilig in menschliche Obhut gebracht werden können. Auch Tiere
die nach Wintereinbruch d.h. bei Dauerfrost und Schnee draußen angetroffen werden benötigen Hilfe.
Nun ist der erste Schritt getan und ein Igel ist im Haus, doch wie sieht die
„erste Hilfe für Igel“ aus? Zunächst müssen unterkühlte Tiere aufgewärmt werden. Unterkühlt sind sie, wenn sie kälter als die eigene Hand sind. Am
Besten umwickelt man dazu eine mit handwarmen Wasser gefüllte Wärmflasche mit einem Frotteetuch, legt sie in einen hochwandigen Karton und
setzt das Tier darauf. Der Karton sollte mit einem weiteren Tuch bedeckt werden.
Als vorübergehende Wohnstatt kann ein Schuhkarton - der mit einem Schlupfloch (ca. 10x10cm) versehen und mit Zeitungsschnipseln befüllt ist -
dienen. Der Schuhkarton wird in einen größeren Karton (ca. 100x100cm, mit Zeitungspapier ausgelegt) gestellt. Die Raumtemperatur soll generell nicht
über 20°C liegen. Als Nahrung kann dem Igel ein Schälchen Wasser und Katzenfutter oder angebratenes Rührei (ohne Milch und Gewürze!!!) angeboten
werden. Eine Unsitte ist es, Igel mit unverdünnter Milch zu füttern. Die Tiere nehmen dieses Angebot zwar gerne an, ihrem Verdauungstrakt ist sie jedoch
überhaupt nicht zuträglich. Des weiteren müssen Parasiten (Zecken, Maden) mit einer Pinzette entfernt werden. Flöhe sind ausschließlich mit Flohspray
abzutöten.Ganz wichtig ist es umgehend eine Igelstation oder einen Tierarzt aufsuchen!
Generell vermeiden sollte man es kleine Igel bereits im Frühherbst ins Haus zu
holen. Denn wie mehrjährige wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, hatten die im nächsten Frühjahr freigelassenen Tiere oft nur geringe
Überlebenschancen, da sie sich selten wieder in Wildbestände einordnen konnten. Außerdem wurden sie häufig von Parasiten und Krankheiten befallen,
was die Sterblichkeit zusätzlich erhöhte.
Vergessen sollte man bei aller Freundschaft nicht, dass der Igel ein Wildtier ist
. Daher ist um so wichtiger die natürlichen Lebensräume der Stacheltiere zu verbessern und zu erhalten. So kann man den Insektenfresser auch im eigenen
Garten ohne großen Aufwand unterstützen. Verzichten sollte man im Garten auf Schneckenhorn, Insektengifte und andere Chemikalien. Der Igel frisst zwar
nicht das Gift, aber möglicherweise daran gestorbene Tiere. Auch für „unaufgeräumte“ Ecken im Garten ist der Igel dankbar. Angewehtes Herbstlaub
unter Sträuchern und Hecken bieten ihm einen geeigneten Unterschlupf.
14.10.03
Julia Gombert
(Diplombiologin, BN Haßfurt)
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