FT 23.04.2002 Augenweide ist keine
"Bienenweide" Die Imker klagen: zu viel Rasen, zu wenig "Unkraut" in den Gärten - Neuwahl beim Kreisverband
ZEIL.
Kürzlich fand in der Gastwirtschaft Göller eine außerordentliche Vorständeversammlung des Imker-Kreisverbandes statt. Als wichtigster Tagesordnungspunkt stand die Neuwahl
des Vorstandes auf dem Programm. In seinem Bericht erklärte der Vorsitzende Josef Götz, dass er bei der Wahl nicht mehr als Kandidat zur Verfügung stehe. Leider habe
er, so Götz, wichtige Ziele, die er sich zu Beginn seiner über acht Jahre dauernden Tätigkeit gesteckt hatte, nicht verwirklichen können. Die Vorständeversammlung des
Kreisverbandes musste einberufen werden, um die Stellen des verstorbenen Kassiers und des Bienengesundheitswartes neu zu besetzen. Bei der Neuwahl wurde Dr. Werner Hornung aus
Burgpreppach zum Vorsitzenden gewählt. Franz Amling, Franz Spindler, Gertrude Zitterbart und Bodo Schäfer wurden als Zweiter Vorsitzender, Schriftführer und Beisitzer
bestätigt. Neuer Kassier ist Kurt Ebert. Beisitzer sind Peter Kehl, Manfred Mahr und Stefan Hümpfner. Jakob Behr und Dieter Töpfer sind die neuen Kassenprüfer.
Anschließend übernahm der neue Vorsitzende Dr. Hornung die Versammlungsleitung. Er bedankte sich für das Vertrauen, das die Vorstände der Ortsvereine durch die
einstimmigen Wahlergebnisse der neuen Führungsmannschaft bekundet haben.
Imker beklagen die Ãœberalterung Wegen der
fortschreitenden Überalterung der aktiven Bienenzüchter müssten junge Imker gewonnen werden. Dazu sei insbesondere die
Öffentlichkeitsarbeit zu verbessern, sagte er. In früheren Jahren hätten Dorfschullehrer oder Pfarrer den Kindern das Imkerwesen näher gebracht. Außerdem müsse die
Zusammenarbeit mit den Obst- und Gartenbauvereinen und der Landwirtschaft intensiviert werden, um auch in Hochsommer und Herbst ausreichend "Bienenweiden" zur
Verfügung zu haben. Hier fehle es den Bienen oft an Nahrung. Reine Zierrasenflächen sollten mit Wildkräuter-Randstreifen umgeben oder besser noch in Wiesen umgewandelt
werden, sagte der Vorsitzende. Ein Rasen ohne "Unkraut" biete Insekten, Igeln und selbst Regenwürmern nahezu
keine Lebensmöglichkeit. Eine Wiese mit Kräutern und Blumen dagegen bringe Leben in den Garten; sie sei pflegeleichter als Rasen, müsse nicht gegossen werden, und das
Mähen könne auf zwei bis drei Schnitte im Jahr reduziert werden. Als erste Amtshandlung wurde Karl Thurn (Theres) vom neuen Kreisvorstand zum
Bienengesundheitswart ernannt. Im Programmpunkt Wünsche und Anträge beklagten einige Imker massive Verluste von Flugbienen durch das Einpflügen oder Abmähen von
"Stilllegungsflächen" während der Hauptflugzeit der Bienen. Dr. Hornung schlug vor, dass die jeweiligen Imker mit den Grundstücksbesitzern vereinbaren
sollten, von diesen über den anstehenden Umbruch stillgelegter Flächen rechtzeitig informiert zu werden. Dann bestünde ausreichend Zeit zum Umsetzen der Bienenvölker.
NP 16.04.2002 VORSITZENDER
DR.WERNER HORNUNG INFORMIERT Über 300 Imker im Haßbergkreis Honig ist ein hochwertiges Nahrungsmittel 1 Bienen brauchen
Hilfe des Menschen Der neu gewählte VorsitzenÂde der Imker im Landkreis Haßberge, Dr. Werner HorÂnung, möchte die VerbrauÂcher über die Imkerei und die
Anliegen der Imker inforÂmieren. In dieser und weiteren Artikeln soll über das LeÂben der Bienen und deren Erzeugnisse, insbesondere die verschiedenen Honigarten, berichtet
werden. EBERN/HOFHEIM - Wer hätte geÂdacht, dass es im Landkreis Haßberge weit über 300 Bienenfreunde gibt, die in Gärten und in der Flur Bienenvölker halten und
pflegen und dabei einheiÂmischen, sehr wohlschmeckenÂden Honig ernten? Die Mehrzahl der Imker sind in 14 Ortsvereinen organisiert. Imker halten und züchten HoÂnigbienen
zur Gewinnung von Honig und Wachs. Das Wort setzt sich zusammen aus Imme (Biene) und Kar (Korb). Zeidler Ist eine nicht mehr häufig geÂbrauchte Bezeichnung für Imker aus
dem Mittelhochdeutschen und bedeutet ,,Honigschneider". Honigbienen werden in Deutschland hauptsächlich aus Liebhaberei zur FreizeitbeschäfÂtigung gehalten. Der Imker
macht damit kein großes GeÂschäft, nur wenige üben die Bienenhaltung hauptberuflich aus. In Deutschland halten zirka 100000 Imker über eine MillioÂn
Honigbienenvölker. Allerdings ist die Haltung und Zucht. der Bienen keine Beschäftigung, die man nebenbei betreiben kann. Eine gehörige Portion Fachwissen und viel
EinfühÂlungsvermögen in das Bienenvolk sind notwendig. Außerdem sind im Umgang mit Bienen geÂwisse Grundregeln zu beachten, wie die Nichtbenutzung von Haarspray oder
Parfüm und das Vermeiden einer Alkoholfahne. Die Biene ist nicht wehrlos und greift den Menschen manchmal an, wenn sie sich z.B. beim Fressen gestört fühlt. Wenn
man nicht allergisch geÂgen einen Bienenstich ist, ist dieser nicht gefährlich. Durch Züchtungserfolge wird die AgÂgressivität immer stärker gemilÂdert. Unter den
mehr als eine MilliÂon Insekten gibt es zirka 65 000 Hautflügler. Davon zählt man 12000 zur Familie der Bienen. Man erkennt Bienen vor allem am Giftstachel der Weibchen
und einer Vorrichtung an HinÂterleib oder Beinen zum SamÂmeln von Blütenstaub, der zur Ernährung der Brut dient. Die meisten Bienen leben einsam, einige Arten bilden, wie
z. B. Hummeln, eine vorübergehenÂde oder, wie. die Honigbiene (Apis mellifera), eine dauerhafte Gemeinschaft. Honigbienen sind Höhlenbewohner, die in leeren Bäumen oder
ähnlichem leben. Die Zeidler haben in früheren Jahrhunderten Bäume ausgeÂhöhlt, damit sich Bienen ansieÂdein konnten. Die Beutebäume, welche die von den Zeidlern
beÂwirtschafteten HonigbienenvölÂker bewohnten, waren besonÂders gekennzeichnet und geÂschützt, weshalb man die. BieÂnenstöcke auch Beuten nennt. Die Honigbiene
braucht heute die Unterstützung des MenÂschen, denn es gibt kaum noch hohle Bäume. Blütenbestäubung Die Bienen sind
nicht nur für den linker und Honig-Liebhaber von Nutzen. Zehnmal höher ist ihre Bedeutung für die AllgeÂmeinheit durch die Bestäubungsarbeit. Unsere Honigbiene ist zur
Bestäubung von ObstgeÂhölzen, Gemüsepflanzen, FutÂter- und Nutzpflanzen, aber auch für die Wildpflanzen in Wald und Flur unentbehrlich. Diese Bestäubungstätigkeit
erÂhöht bei den Kulturpflanzen den Ertrag und verbessert die Qualität z. B. den Zucker- und Säuregehalt bei Obst und BeeÂren. So werden in großen GeÂwächshäusern
gehaltene TomaÂten mit, einer Rüttelanlage oder -wesentlich effektiver - mit Hilfe nur für diesen Zweck gekaufter Bienen bestäubt. Die Bienen bevorzugen als
BeÂstäuberinsekten keine bestimmÂten Pflanzenarten. Sie fliegen unterschiedliche Blütenformen und -farben an. Weil Bienen aber nicht dauernd die Blüten verschiedener
Pflanzen aufsuÂchen, sondern ,,blütenfest" sind,. gelangt immer der Pollen vom Apfelbaum auf die Apfelblüte oder von der Kirsche auf die Kirschblüte.
Insgesamt soll die Blütenbestäubung zu 75 ProÂzent von Honigbienen, zu 20 Prozent von Hummeln und zu fünf' Prozent von Wildbienen, Fliegen und Ameisen übernomÂmen
werden. Ein Bienenvolk besucht in eiÂnem Jahr über 50 Millionen BlüÂten und sammelt 15 bis 20 kg Pollenkörner. Da unsere HonigÂbiene als Volk mit 5000 bis 10000
Individuen überwintert, ist sie das einzige Insekt, das bereits im Frühjahr, wenn die NaÂtur in üppiger Blüte steht, in groÂßen Individuenzahlen auftritt. Imker und
Bienen leisten also für die Allgemeinheit einen großen Dienst. Dies wurde und wird vom Landkreis Haßberge durch eine finanzielle UnterÂstützung des ImkerkreisverbanÂdes
honoriert, die für Bienenzucht und Ausbildung VerwenÂdung findet.
Honig von einheimischen ImÂkern ist ein hochwertiges
Lebensmittel mit garantierter HerÂkunft. Von den in Deutschland gehaltenen Bienenvölkern ernten die Imker 20 bis 25 Mio. Kilogramm Honig pro Jahr. Etwa die fünffache Menge
wurde und wird zur Deckung des Bedarfs der Bundesbürger aus Ländern wie China, Argentinien, Mexiko und Türkei importiert. Aufgrund der Funde von ArzneimitÂtelrückständen
besteht derzeit ein Importverbot für chinesischen Honig. Beim Erwerb von einheimischem Honig von örtliÂchen Imkern ist die Herkunft des Honigs garantiert. Außerdem wird
einheimischer Honig im Rahmen des nationalen RückÂstandskontrollplanes von den Lebensmittelüberwachungsbehörden regelmäßig auf RückÂstände und UmweltkontamiÂnanten
untersucht. Finden Bienen im Frühjahr, Sommer und Herbst ausreiÂchend blühende Pflanzen vor, lagern sie reichlich Vorräte ein, sodass der Imker den Ãœberschuss als
guten und gesunden Honig ernten kann. Bienen brauchen jedoch das ganze Jahr über Nahrung. Im Sommer und Herbst fehlen häufig geeignete Futterpflanzen. Wer also den Fleiß
der Bienen belohnen möchte, sollte in Flur und GarÂten für eine Bepflanzung auch mit Sommer- und HerbstblüÂhern sorgen.
Frühjahrsblüher sind u. a Schneeglöckchen, Krokus,
Leberblümchen, Haselnuss, Kornelkirsche, Weiden, Schlehe, Weißdorn, Beerensträucher, Ahorn, Eberesche und Obstbäume.
Sommerblüher sind u. a. Mohn, Phacelia,
Kornblume, Sonnenblume, Senf, Gewürzkräuter wie Salbei, Thymian, Lavendel und Schnittlauch, Kugeldistel, Sonnenhut, Hortensie, Rosen, Wilder Wein, Kastanie, Robinie oder
Linde. Spätsommer- und Herbstblüher sind u. a. Dahlien, Astern, Herbstanemone, Zitronenmelisse, Boretsch, Goldrute,
Besenheide oder Efeu. Bitten an die Verbraucher Im Namen aller Imker bittet Dr. Hornung Gartenbesitzer und Verbraucher
folgendes zu bedenken. 1. Reduzieren Sie den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln. Schaffen sie um Zierrasenflächen Wildkrautkräuterrandstreifen. Rasen bietet
Insekten, Igel und selbst den Regenwürmern nahezu keine Lebensmöglichkeit. Eine Wiese mit Kräuter und Blumen bringt Leben in den Garten. Außerdem ist eine Wiese viel
pflegeleichter als der Rasen. 2. In den letzten Jahren hat eine besondere Bienenkrankheit die Faulbrut, den Imkern große Schaden gebracht. Gläser mit Honigresten sollten
nicht weggeworfen werden. Bienen werden von den Honigresten am Altglascontainer magisch angezogen und infizieren sich mit evtl. vorhandenen Erregern der Krankheit, die v. a.
in ausländischem Honig nachweisbar sind. Wer sich für die Imkerei interessiert, wer einen Bienenstand oder Schaukasten besichtige oder einheimischen Honig probieren
möchte, kann sich an Dr. Werner Hornung, Telefon09534/403, oder an einen der vielen Imker im Landkreis Haßberge wenden. Man erkennt diese an dem gelben Schild
mit der Aufschrift ,,Honig aus eigener Imkerei" erkennen.
wh
|